Ich liebe PlugIns. Punkt. Und immer gibt es irgendwo ein absolutes Schnäppchen, das so günstig auf keinen Fall nie wieder am Markt angeboten wird und bei dem einem der präsentierende Ton-Magier versichert, dass mit diesem PlugIn endlich die Lücke geschlossen wird, die Dich vom Profi-Sound á la Pharell, Apache 207 oder wahlweise den Foo Fighters trennt. Ich bin also wie Du – aber gerade deshalb verrate ich Dir heute mal meine wichtigsten PlugIns – aber Vorsicht, das könnte nicht das sein, was Du erwartest.
Grundausstattung an Plugins für den Profi-Sound
Vielleicht liegt es an Corona, aber ich bekommen aktuell Unmengen an Zuschriften, die alle einen ähnliche Wortlaut haben: Ich starte gerade mit dem Abmischen, hab mir eine DAW, ein super Interface und ein top Mikro besorgt und bin jetzt voll am Start. Kannst Du mir noch sagen, welche Profi-PlugIns ich noch kaufen muss, damit ich nun voll durchstarten kann? Nur so ne Grundausstattung, …
Klar mache ich doch gerne aber eigentlich muss die Antwort völlig anders ausfallen, als Du Dir diese vielleicht wünscht. Denn die Lösung auf dem Weg zu Deinem Ziel, also den Profisound adergroßen Hits zu erreichen, sind nicht teure oder bunte PlugIns. Die Lösung bist Du selbst!
Jeder ist seines Glückes Schmied
Deshalb muss ich mich jetzt eigentlich schon ma bei Dir entschuldigen, denn der Titel dieses Artikels verspricht etwas, dass ich einfach so nicht halten kann. Aber die Botschaft dieses Artikels ist dennoch sehr wichtig, denn ich möchte damit einen wichtigen Gedanken bei Dir pflanzen, der vielleicht nicht sofort Deine volle Zustimmung findet, aber mit der Zeit an Wert gewinnen wird. Versprochen!
Aber hör Dir zunächst einmal diesen A-B-Vergleich eines Songs aus dem PREMIUM-Bereich im Recording-Blog na. Du hörst einmal die gemischte und einmal die ungemischte Version im Wechsel:
Den Mix, den Du gerade gehört hast, habe ich ausschließlich mit DAW-Plugins und drei kostenlosen Ergänzungen gestaltet. Mit anderen Worten für die Grundausstattung habe ich keinen Pfennig bezahlt und trotzdem ein sauberes Ergebnis abgeliefert! Denn es sind nicht die PlugIns, die dafür sorgen, dass der Mix endlich nach Profi-Sound klingt, sondern es ist die Person, die das ganze bedient – also Du!
Mit oder ohne PlugIns – es ist ein langer Weg
Das klingt bestimmt erst mal voll frustrierend für Dich, vor allem wenn Du gerade erst am Anfang Deiner Mix-Karriere stehst und gefühlt bei jedem Mix vollkommen im Nebel stocherst. Manchmal mit Erfolg und einem guten Mix, viel zu oft aber passt einfach nichts zusammen und man gibt irgendwann frustriert auf. Oder noch schlimmer, zuhause klingt es gut, aber überall woanders nicht, aber Du hast keine Ahnung warum?! Und dann kommt da dieses verlockende PlugIn mit dem alles besser wird – dieses mal bestimmt!
Nein, auch dieses mal nicht, …
… auch wenn es im Video noch so einfach aussieht und noch so gut klingt, sorry. Hier aber nun die versprochene Grundausstattung!
Meine Grundausstattung an PlugIns
Die beiden wichtigsten Plugins, die Du benötigst sind eigentlich gar keine, denn es sind Dein Lautstärke-Fader und Dein Panorama-Regler. Mit denen kannst Du die Grundbalance aller Spuren einstellen, sie im Panorama und zwischen vorne und hinten verteilen und damit den Song mischen.
Denn das macht ein „Mix Engineer“ und das meinen die Wörter „Mischen“ und „Abmischen“! Man mischt die Verhältnisse zwischen den einzelnen Signalen so, dass alle gut zu hören sind, keine Signal untergeht oder verdeckt wird und wenn mal irgendwo ein Problem dabei auftritt, dann behebt man das mit einem PlugIn. Aber eben erst dann, vorher benötigst Du eigentlich kein PlugIn.
Das wichtigste PlugIn, der Standard Equalizer aus Deiner DAW
Zum Beispiel mit einem Equalizer, mit dem man einzelne Frequenzbereiche, die zu laut /leise sind oder sich gegenseitig verdecken oder auslöschen etwas aufräumt und so Platz für alle Spuren im Engen Frequenzspektrum zwischen den hörbaren 30 bis 20.000 hz schafft. Den Equalizer habe ich in diesen Videos genauer erklärt und beschrieben, die ich Dir hier mal in einer Playlist zusammengefast habe und die Dir helfen, eine grundsätzliche Sicherheit bei ihrer Anwendung zu bekommen.
Dynamik unter Kontrolle mit dem Standard-Kompressor aus Deiner DAW
Ist ein Signal im Mix manchmal zu laut und manchmal zu leise, dann gleicht man die zu lauten und zu leisen Teile mit einem Kompressor so aneinander an, dass das Signal gleichmäßiger und damit gleichmäßig gut zu hören ist. Aber auch nur wenn es wirklich nötig ist, denn sonst brauchst Du eigentlich erst mal keinen Kompressor. Wie Du einen Kompressor grundsätzlich einstellst, habe ich hier in diesem Artikel schon mal beschrieben und wenn Du vielleicht unterschiedliche Kompressoren haben willst wie zum Beispiel einen 1176 oder einen LA-2A, dann sind diese in der Regel auch in Deiner DAW als Nachbildung vorhanden – also auch hier kein extra Geld notwendig!
Hören, was Du mischen willst
Mit Fader, Panorama, Equalizer und Kompressor kann man nahezu den Mix schon mal wunderbar zum klingen bringen. Wenn du nun sagst, das verstehe ich alles, aber woher weiß ich denn, in welchem Verhältnis die einzelnen Spuren genau richtig zueinander gemischt sind? Zunächst einmal ist es hilfreich, wenn Du viel Musik aus Deinem Genre gehört hast und damit meine ich nicht nur konsumiert, sondern richtig zugehört hast. Also beim Hören Dich zum Beispiel auf die Drums, den Beat, den Bass und die Verhältnisse untereinander konzentriert hast. Wenn Du das noch nie gemacht hast, setz Dich jetzt sofort an Deinen Mix-Platz und höre Dir 5 Deiner Lieblingstitel mit dem Ziel an, genau auf die Lautstärke-Verhältnisse zwischen den einzelnen Instrumenten und den Vocals zu achten.
Das machst Du nun in den nächsten 10 Tagen jeden Tag eine Stunde, bis Du auch im Kopf ungefähr abrufen kannst, wie die einzelnen Verhältnisse und Klänge zueinander gemischt sind. Dieses Wissen ist unersetzlich und hilft Dir beim abmischen dann mit einem festen und eigenen Geschmack vorzugehen.
Mischen mit Referenz – das Werkzeug der Profis
Im Mix selber ist es auch immer hilfreich, eine Orientierung zu haben. Also noch mal eben den eigenen Mix vergleichen zu können um abzugleichen, wie die Profis zum Beispiel das Verhältnis Kick zu Bass mischen und wie es bei Dir klingt. Das berühmte „Mischen mit Referenz“ ist ein essentielles Werkzeug beim Abmischen von Musik und nicht wenige Profis nutzen diese Technik um wieder und immer wieder professionelle Sounds zu produzieren ohne beim Abmischen Stundenlang im Nebel zu stochern. Die Referenz als Orientierung hilft Dir, Dich im Mix nicht zu vereinen und immer ein klares Ziel vor Ohren zu haben. Wenn Du mehr darüber erfahren willst, kannst Du gleich gerne hier noch mal weiterlesen.
Mein Tipp für Dich, oder „Die 10.000-Stunden-Regel“
Es tut mir wirklich leid, wenn Du Dir von diesem Artikel eine Aufstellung an Wunder-PlugIns versprochen hast, die Deinen Mix in Nullkommanix auf Profi-Level heben. Aber es gibt nunmal kein PlugIn, das einen schlechten Mix – also einen Mix mit völlig falschen Mixverhältnissen und PlugIn-Einstellungen – in einen Profi-Mix verwandelt. Es gibt aber sehr wohl Plugins, die einen guten Mix mit gesunden Mix-Verhältnissen noch viel besser klingen lasen können. Und dafür kann man dann auch mal Geld ausgeben, muss man aber nicht, denn die wichtigsten PlugIns hast Du schon in Deiner DAW!
Und wenn man etwas gut können möchte, dann muss man es auch oft üben – mindestens 10.000 Stunden. Daher meine Anregung an Dich, nimm Dir Zeit und gestehe Dir auch das Scheitern zu. Lerne zu hören, mische mit Fader, Panorama und den Standard-PlugIns und setze PlugIns nur ein, wenn Du wirklich damit ein Problem beheben willst, sonst nicht. Und wenn Dein Mix dann mit den Standard-Werkzeugen ordentlich klingt, kannst mit allen anderen tollen Tricks und PlugIns den „Puderzucker“ über den Mix streuen und die letzten 20% ProfiSound reinbringen. Und das klappt dann auch immer wieder – versprochen!