Wer stellt sich schon gerne einem unfairen Vergleich? Man geht doch nicht freiwillig mit Usain Bolt auf die 100m-Sprintstrecke und lässt sich demütigen. Oder setzt sich in einen Sportwagen, um sich in einem Rennen mit Sebastian Vettel den „Hintern versohlen zu lassen“.
Erfolg ist mit den Mutigen
Und doch ist es genau das, was uns im Heimstudio auf den Weg zum Erfolg bringt: ein unfairer Vergleich. Wir sitzen viel zu oft auf unseren vier Buchstaben und Mischen und Mischen und Mischen ohne wirklich zu wissen, wo wir eigentlich rauskommen wollen. Wir haben zwar die ganzen tollen Songs unserer Helden im Hinterkopf, aber so richtig weiß keiner, wie er einen Track mischen soll, damit er auch nur annähernd wie Lenny Kravitz, Robin Schulz oder Coldplay klingt.
… wenn das Gute liegt so nah
Und hier kommt das Mischen mit Referenztracks ins Spiel. Denn letztlich passiert hier nichts anderes als der oben genannte unfaire Vergleich. Wir vergleichen nämlich unseren Mix mit einem bereits fertig gemasterten, erfolgreichen Song unserer Wahl. Dieser Song sollte im Idealfall sowohl vom Genre als auch von der Instrumentierung und vom Mix dem entsprechen, was wir uns von unserem Mix wünschen. Das ist aber nicht zwingend erforderlich, wenn man zum Beispiel nur den Snare-Sound von AC/DC super findet, der Song aber eher wie Cro klingen soll. Dann vergleicht man halt nur die Snare-Sounds, bis man am Ziel ist und nutzt ansonsten eine andere Referenz für den gesamten Mix.
Je schneller, desto gut
Das wichtigste beim Mixen mit Referenztiteln ist, dass man möglichst schnell zwischen dem Referenztitel und dem eigenen Mix umschalten kann, damit das Gehör und das Hirn wirkliche Unterschiede erkennen kann. Entweder macht man das über einen Monitor-Controller oder noch besser direkt in der DAW. Legt dazu als Erstes den Referenztitel auf einen eigenen Stereo-Track, der parallel zu unserem Mix abspielt. Parallel, aber bitte nicht gleichzeitig 😉
In der DAW ist dabei zu beachten, dass im Master-Bus keine Plugins wie zum Beispiel EQ, Compressor, Limiter oder ähnliches zu finden sind, da diese auch den Sound der Referenz beeinflussen würden. Am besten kann man seinen eigenen Mix auf einen dem Master vorgelagerten eigenen Mix-Bus leiten (alle Instrumente, Effekte, Vocals, etc.), auf dem dann am Schluss der Master-PlugIn-Kette auch der Limiter sitzt. Dieser ist wichtig, damit man seinen eigenen Mix auf ein ähnliches Lautstärke-Level heben kann, wie der Referenztitel. Denn sollte der eigene Mix nur leicht leiser klingen als die Referenz, gaukelt unser Gehirn uns direkt vor, er würde insgesamt schlechter klingen, auch wenn das vielleicht gar nicht der Fall ist!
Listen and repeat
Wenn man also nun den eigenen Mix über den neuen Mix-Bus auf den Masterfader schickt und den Referenztitel unbearbeitet direkt auf den Master-Fader, dann kann man per SOLO-Taste recht komfortabel zwischen den beiden Songs umschalten und sich bei jedem Hören auf ein spezielles Detail des Mixes konzentrieren, um es anschließend zu optimieren. Sei es Drum-Sound, Vocalsound, Effekte, allgemeine Lautstärkeverhältnisse, Bassverteilung, etc. .
Instant Karma
Noch mal: Der Vergleich mit dem erfolgreichen Lieblingssong wirkt anfangs unfair und es widerstrebt einem zutiefst, sich diesem auszusetzen. Aber wenn man sich erst mal getraut hat, profitiert der eigene Mix sofort und unmittelbar , denn erst wenn man anhand eines Vergleichs beurteilen kann, wo der eigene Mix steht, sind die weiteren Schritte schnell und zielführend möglich. Und wie immer gilt: Viel Spaß beim Ausprobieren!