#21: Drei Bassdrum-Mikros und was das mit Software-Drums zu tun hat | Recording-Blog Adventskalender

Von Jonas  |  Mix-Praxis 

Heute nehme ich mal drei verschiedene Mikros für die Bassdrum unter die Lupe. Aber nicht etwa drei ähnlich klingende Kandidaten, sondern drei Mikrofone, die sich stark im Sound unterscheiden und an der Bassdrum ergänzen sollen, wenn sie gleichzeitig eingesetzt werden. Wenn Du Dich jetzt fragst, wofür man denn bitteschön drei Mikros an der Bassdrum benötigt und vor allem was das mit Dir zu tun hat, weil Du ja eh nur Software-Drums benutzt, dann will ich Dich nicht länger auf die Folter spannen.

1 plus 1 plus 1 gleich 1

Denn in diesem Fall habe ich meine Bassdrum mit folgenden drei Mikros abgenommen:

  1. Das Audix D6 ist ein auf Bass-Verstärker und Bassdrums ausgelegter Spezialist, der sowohl von seiner Bauart als auch von der im Mikro schon vorgeformten EQ-Kurve her genau für diesen einen Zweck gebaut wurde. Mit anderen Worten dieses Mikro stellt man vor die Bassdrum und die Aufnahme klingt sofort nach Kick. Perfekt, wenn man nur ein Mikro aufstellen kann oder will und auch eine perfekte Basis für den eigenen, individuellen Sound.
  2. Das AKG C-414 EB ist ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit variabler Richtcharakteristik, das auf keinen speziellen Verwendungszweck abonniert ist. Ein Allrounder also, der aber auch vor der Bassdrum eine sehr gute Figur macht. In meinem Fall als Niere eingesetzt (und für die Mikro-Nerds unter Euch: meins ist mit Nylon-Kapsel, nicht Brass, aber immerhin ein altes C-414 EB).
  3. Der berühmte weiße Lautsprecher einer Yamaha NS-10M-Monitorbox genießt in Fachkreisen geradezu Heldenstatus. Aber nicht nur als Lautsprecher, sondern auch als Mikrofon. Das Prinzip eines Lautsprechers und eines dynamischen Mikrofons ist ja gleich: In beiden Fällen befindet sich eine mit einer Membran verbundene Tauchspule in einem Magnetfeld und bewegt sich. Nur beim Mikro ist es eine kleine Membran, die durch Schall angeregt wird und einen Strom erzeugt (das Aufnahmesignal) und beim Lautsprecher ist es eine Membran, die mit Strom versorgt wird und die Bewegung an die Membran abgibt (das Ausgabesignal). Daher kann man einen Lautsprecher (und zwar jeden, nicht nur den oben genannten weißen!) wunderbar zu einem Mikrofon-Spezialisten für tiefe Frequenzen umfunktionieren! Dabei gilt je größer der Speaker, um so tiefer der Grundsound. Der Speaker sollte also nichtgrößer als 10″ sein, sonst wird er zu schwer und träge!

Drei unterschiedliche Kandidaten also, die jeweils ihre ganz eigene Perspektive der Bassdrum aufnehmen und dem Mischer zur Verfügung stellen. Einmal Bassdrum-Spezial-Sound, einmal unverfälschter Originalsound und einmal tiefe Sub-Freuenzen. Wenn man nun darauf achtet, dass alle drei Signale die gleiche Phasenlage haben, kann man damit eine schöne, runde und charakteristische Bassdrum schaffen, ohne auch nur einen Equalizer anfassen zu müssen! Einfach, indem man drei Ausgangssignale passend miteinander mischt. Aus Drei wird also Eins und das kann man dann wunderbar wie eine einzelne Bassdrum weiter bearbeiten.

Aus der analogen Welt lernen

Das Prinzip des Bassdrum-Schichtens ist so alt wie das Prinzip der Mehrfach-Mikrofonierung und deshalb macht es natürlich auch und gerade in der Software-Welt Sinn. Genau so, wie ich mir also oben mit drei sehr unterschiedlichen Spezialisten für jeden Bereich des Bassdrum-Sounds eine Grundlage geschaffen habe, so machen die Profis  es im Studio auch. Die (meistens noch nicht mal mehr vorliegende) akustische Bassdrum ist die Basis, anschließend werden einfach so viele Samples geschichtet, bis der gewünschte Bassdrum-Sound daraus entsteht. Also ein Sample für den Wumms, eins für den Kessel, eins für den Klick und so weiter. Das können drei sein, das können bei einigen Spezialisten in der Szene aber auch gerne mal 6 oder mehr werden. Zum Glück (oder zum Pech?) setzt der moderne Rechner hier keine Grenzen – weder technisch noch der eigenen Kreativität. Schöne neue Welt 🙂

https://youtu.be/msicPZB5IjU

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