Kompressor im Klangtest: Warm Audio WA-76 | Universal Audio 1176 AE | Universal Audio 6176

Von Jonas  |  Recording, Mix-Praxis 

verschiedene 1176 Kompressoren im Klangvergleich

Der 1176 Kompressor ist eine Legende. Es gibt wahrscheinlich keine Platte aus den letzten 50 Jahren, auf der nicht mindestens ein 1176-Kompressor im Einsatz war. Um so großer meine Freude, dass ich die Gelegenheit bekam, gleich drei Vertreter dieser legendären Kompressoren als Hardware im Klangvergleich zu testen. Es handelt sich dabei um den Warm Audio WA76, den Universal Audio 1176 AE und den Universal Audio 6176.

Warm Audio WA-76

Da wäre zunächst der Warm Audio WA-76. Warm Audio hat sich selbst auf die Fahne geschrieben nur die besten Geräte der Recording-Geschichte neu aufzulegen. Dies vor allem unter zwei Gesichtspunkten: Zum Einen sollen die Geräte erschwinglicher sein als die Originale, zum anderen dürfen sie zusätzlich noch einen eigenen Klangcharakter aufweisen. Dabei geht der Preis natürlich nicht zulasten der Qualität, denn die ist bei Warm Audio traditionell hoch. Allein die Tatsache, dass man beim WA-76 gerasterte Dreh-Knöpfe hat (im Gegensatz zum Original) macht die Bedienung zum Spaß Denn erst so kann man auch 5 Wochen nach dem Mix noch die richtige Einstellung 1:1 wieder abrufen. Ich danke übrigens dem deutschen Vertrieb Mega Audio und speziell Peter Riedel (weitere Infos hier: https://www.megaaudio.de) für die unkomplizierte Zurverfügungstellung des WA-76, den ich (ACHTUNG SPOILER-ALARM) nur schweren Herzens wieder zurück geschickt habe!

Universal Audio 1176 AE

Der zweite Kandidat ist so etwas wie der Rolls Royce unter den 1176ern aus dem Hause Universal Audio: Der 1176 AE (Anniversary Edition) erschien zum 40 Geburtstag des 1176 Kompressors und war aufgrund seiner exzellenten Herstellungs-Aqualität und der ausgewählten Komponenten auf weltweit 500 Stück limitiert. Zudem spendierte Universal Audio diesem Kandidaten eine 2:1 Ratio, um ihn noch feinfühliger einsetzen zu können. Der AE entspricht vom Regelverhalten einem 1176 Revision A (Bluestripe), von der Audioqualität und Rauscharut her ist er ein Blackface Revision E – quasi best of both worlds. Man darf also gespannt sein, wie sich dieser 1176 deluxe klanglich so schlägt. Vielen Dank an dieser Stelle an Dave Davis, der mir dieses Prachtstück zur Verfügung gestellt hat!

Universal Audio 6176

Ich persönlich habe das große Glück einen Preamp aus dem Hause Universal Audio besitzen zu dürfen. Es handlt sich dabei um den 6176, der den legendären UA 610-Preamp mit einem klassischen 1176-Kompressor kombiniert. Zwei Wahnsinnnsgeräte in einem, bei denen man aber dennoch jedes unabhängig vom anderen nutzen kann. Und so war es mir möglich, auch diesen Original-Brot-und-Butter-1176 im Rahmen dieses Klangvergleichs  unter die akustische Lupe zu nehmen.

PlugIns an die Macht

Und zu guter letzt habe ich es mir nicht nehmen lassen, meine Stimme auch noch mal ohne Kompressor aufzunehmen, um auch die PlugIns aus den Häusern Waves (CLA76) und Universal Audio (1176 Collection) in den Klangtest mit einzubeziehen. Dies aber nur, um mir gegenüber selbst zu beweisen, dass man ausschließlich mit PlugIns arbeiten kann. Und das Ergebnis war (wie so oft) ein klares Jein!

Versuchsaufbau mit dem 1176 hoch 3

In einem über 140-minütigen Live-Strem bei Youtube habe ich mir alle drei Hardwarekandidaten so für Vocalaufnahmen zurechtgelegt, dass mein Mikrosignal zunächst durch einen 610 Preamp von Universal Audi lief. Anschließend verteilte der ProMS2, ein Splitter von Radial Engineering (Link hier: http://www.radialeng.com/product/proms2/ ) , das Signal auf die drei Hardware 1176er. In einem weiteren Durchlauf wurde zusätzlich das reine Preamp-Signal aufgenommen, um auch den Software-Kollegen des 1176 eine Chance zu geben.

Um aber nicht nur auf Vocals beschränkt zu bleiben, habe ich gegen Ende des Streams auch noch eine Bassdrum in die Hardware geschickt und dabei ausiebig mit den Reglern herumgespielt. Unabhängig vom Klang war das auch ein tolles Erlebnis, denn an echten Knöpfen zu drehen und das Ergebnis direkt zu hören war noch mal eine ganz andere Erfahrung, als in der virtuellen Welt eine Maus zu verschieben. also Daumen hoch für die Hardware!

Fazit, oder Wie klingt´s denn jetzt?

Klang ist subjektiv. Immer. Und welcher 1176 besser geklungen hat kann ich Dir nicht sagen und hängt wahrscheinlich auch von meiner Tagesform ab. Der WA76 ist mit Haut und Haaren ein 1176, bewahrt sich aber trotzdem seinen eigenen Charakter, den er gerne auch weitergibt. Der 1176AE von Universal Audio ist der Schöngeist, der aber auch seinen Preis hat. Und der 1176 aus meinem 6176 macht was er soll ohne sich irgendwie klanglich in den Vordergrund zu schieben – ein perfektes „immer dabei“-Arbeitsgerät eben!

Ich kann und will mich nicht für oder gegen ein Gerät entscheiden. Was ich aber sagen kann ist, dass alle Geräte auch und gerade in der Hardware-Form Ihre Berechtigung haben und (!) auf jeden Fall preiswert sind – also ihren Preis wert. Software ist auch schön, klingt gut, ist schnell und praktisch. Hardware dagegen klingt definitiv dreidimensionaler und lebendiger, man ist aber im Workflow eingeschränkter (Stichwort zwingend erforderliche Realtime Bearbeitung).

Mein Tipp: Überzeuge Dich selber und schau in mein über zweistündiges Video, denn dort werden eine Menge Fragen direkt beantwortet. Und der Klang kann für sich selbst sprechen. Das Fazit findest Du dann bei 2 Stunden, 22 Minuten und 22 Sekunden. Schreib mir auch gerne Dein eigene Meinung hier unter den Blog oder direkt unter´s VIdeo. ich bin sehr gespannt, wie es Dir gefällt und wer Dein Favorit ist!

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