Wir mischen einen Song | 5 Beispiele für Automation in Deinem Mix | Episode 05

Von Jonas  |  Mix-Praxis 

Automation beim Abmischen

Automation ist das Wundermittel der Mix-Profis und macht den entscheidenen Unterschied zwischen einem ordentlichen und einem grandiosen Mix aus. Wenn Du einen Mix im Radio hörst, dann ist mit ziemlicher Sicherheit mehr Zeit in die Automation, als in den eigentlichen Mix geflossen. Denn ein statischer Mix klingt gut, kann aber eintönig und langweilig wirken. Ein Mix, in dem viele einzelne PlugIns, Fader, Panoramas etc. automatisch gesteuert, bewegt und ständig verändert werden, hält die Aufmerksamkeit des Zuhörers oben, weil immer irgendwo eine neue akustische Kleinigkeit passiert. Klingt sehr nüchtern, ist aber der Grund für und das Ziel von Automation. Ich zeige Dir heute 5 Beispiele aus meinem Mix von „Guter tag zum Tanzen“, von dem Du Dir die Spuren hier herunterladen kannst.

1. Automation bei Panorama und Stereo-Breite

Es gibt verschiedene Wege die Dynamik im Mix zu beeinflussen und Kontrast zwischen einzelnen Songteilen zu kreieren. Natürlich gehören dazu unterschiedliche Level sowohl einzelner Instrumente als auch ganzer Songabschnitte, aber auch im Bereich der Stereo-Breite eines MIxes kann man dynamisch agieren. Wenn die wahrgenommene Stereo-Breite in der Strophe kleiner ist als im Refrain, wirkt der Refrain gleich größer, besser und auch attraktiver auf den potentiellen Zuhörer. Wenn man also mit einem Plugin die Stereobreite automatisiert, kann man genau diesen Effekt erzeugen: Der Refrain wirkt breiter und größer als zum Beispiel die vorangegangene Strophe.

Für Stereo-Signale nutze ich ein Plugin zur Steuerung der Stereo-Breite, wie zum Beispiel „Binaural Pan“ aus Studio One, den „Direction Mixer“ aus Logic Pro X oder das kostenlose bx-solo von Brainworx!

Die Stereobreite eines Signals kann man auch automatisieren
Die Stereobreite eines Signals kann man auch automatisieren

Den Regler Stereo-Breite oder auch „Width“ genannt, kann man zwischen 0 %  für Mono und 200% überbreites Stereo frei justieren. Für eine „schmalere“ Strophe kannst Du das Plugin zum Beispiel auf Deinen Musik-Bus laden und die Width in der Strophe auf 60% regeln und für die Refrains auf 100 %. Damit bekommst Du bei der kompletten Musik einen schönen Kontrast und sorgst dafür, dass der Refrain deutlich größer klingt als die Strophe.

2. Bessere Übergänge mit Automation

Oft sind es gerade die Übergänge zwischen zwei Songteilen, die nicht wirklich Organich klingen. Wenn einzelne Songteile ohne fließenden Übergang aneinander gereiht werden, wirkt das unfertig und wenig organisch. Professioneller ist es da, wenn die Übergänge zum Einen fließend stattfinden (zum Beispiel mit Übergangssounds, so genannten Transitions), oder wenn man dem nächsten Songteil eine kleine „Rampe“ baut – akustisch gesehen natürlich.

Zu diesem Zweck kann man ein Instrument oder auch eine Instrumentengruppe wie zum Beispiel alle Gitarren, Synthies o.ä.  in den letzten 2 – 4 Takten vor dem Refrain sukzessive lauter werden lassen sodass es pegeltechnisch richtig schön anschwillt  Energie aufbaut, die sich dann im Refrain quasi entladen kann. Eine ganz normale Volume-Automation hilft hier einzelne Instrumente so lauter werden zu lassen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Pegel mit dem ersten Beat des Folgeteils dann wieder auf dem normalen Level ankommt. Optisch sieht das dann so aus:

Dynamischer Übergang mit Volume Automation im Mix
Dynamischer Übergang mit Volume Automation im Mix

3. Automation von Delay bzw. Echo für echte Highlights im Mix

Speziell mit Delay, also Echos kann man beim Gesang oder Rap ganz gezielt einzelne Worte hervorheben, herausstellen und damit noch mal betonen. Wie das ohne Automation geht, habe ich hier schon mal genau beschrieben. Wenn es aber ohne Automation geht, warum ist es dann trotzdem Teil dieses Viel. Ganz einfach, nicht jedes Echo setzt sich gleich gut im Mix durch. Da hilft es also, den Kanal, auf dem die Delay laufen auch mit einer Lautstärke-Automation immer wieder so im Pegel anzupassen, dass jedes Echo sich auch sauber im Mix durchsetzt. Soll auf der anderen Seite ein Echo aber an einem ganz bestimmten Punkt im Mix stoppen, kann man auch hie mit einer Lautstärke-Automation den Fader vom Echo-Kanal so automatisieren, das er auf den Punkt herunterfährt nd das Echo damit sofort stumm geschaltet wird.

Einzelne Delays gezielt lauter mit Automation
Einzelne Delays gezielt lauter mit Automation

4. Automation für ein Comeback Delay

Ein großartiger Effekt, dieses Delay. Blöd nur, dass es prinzipbedingt immer leiser wird, also irgendwann ausläuft. Immerhin kann man so einzelne Wörter oder Instrumentalparts verlängern und schön ausklingen lassen. Aber wie cool wäre das, wenn dieses Delay nicht ausläuft, sondern erst leiser wird und dann wieder lauter. Wie in Auto, das wegfährt, wendet und dann noch mal zurückkommt. Mit Automation ist das überhaupt kein Problem.

Als Vorbereitung solltest Du das gewünschte Signal, zum Beispiel ein einzelnes eingedungenes Wort, auf einen eigenständigen Kanal legen, auf dem auch ein Delay läuft. Wenn Du das Feedback, also die Wiederholrate des Delay auf nahezu unendlich stellst, wird das Schon nicht leiser, das Wort wird also unendlich wiederholt. Mit der Automation des Kanalpegels kannst Du nun dafür sorgen, dass das quasi unendliche Echo zunächst leiser wird (oder auch schon eise startet) und dann auch einer gewissen Zeit, zum Beispiel 2 oder 4 Takte, wieder anschwillt und lauter wird und damit wieder zurückkehrt. Eine tolle Geschichte, um ähnlich wie bei Punkt 2 einen interessanten Übergang von einem Songteil in den nächsten zu gestalten.

Comeback für ein automatisiertes Delay
Comeback für ein automatisiertes Delay

5. Gesamte Songdynamik mit Lautstärke-Automation im großen Stil gestalten

Ich betone ja immer wieder, dass man einzelne Sonteile dynamisch so voneinander trennt, dass die wichtigen Teile größer und besser wirken als die Zwischenteile. Hier sollte die gesamte Dynamik des Songs darauf zulaufen, dass der letzte Refrain auch am besten und größten rüberkommt. Dies aus dem einfachen Grund, dass der Zuhörer dn letzten Refrain so klasse findet, dass er den ganzen  Song direkt noch mal hören will.

Um dieses Ziel zu erreichen, kann man auch die Lautstärke des gesamten Mixes, oder zumindest der kompletten Musik automatisieren. Quasi der „große Pinselstrich“, der den Pegel der gesamten Musik in er Strophe 1 oder 2 db leiser macht als im Refrain. Damit wirkt der Refrain automatisch lauter und damit besser. Wenn Du dann mit Automation einen gesamten Dynamikverlauf erstellst, der den Zuhörer durch den Song führt und darin resultiert, dass der letzte Refrain auch am lautesten erklingt, bist Du am Ziel. Ein solcher Verlauf könnet zum Beispiel beim Verlauf des Pegels der Musik auf dem Musik-Bus so aussehen:

Intro -1 db, 1. Strophe -2,5 db, 1. Refrain -1,5 db, 2. Strophe -2 db, 2. Refrain -1 db, C-Teil – 1,5 db, letzter Refrain 0 db

Automation – keine Grenzen für Deine Kreativität

Da man so ziemlich jeden Parameter eines Plugins, eines Kanals oder eines BUS automatisieren kann, sind Deiner Kreativität tatsächlich keine Grenzen gesetzt. Jede Abwechslung im Mix sorgt dafür, dass der Zuhörer bewusst oder unbewusst denkt, dass der Song interessant und abwechslungsreich klingt und steigert seinen Wunsch, den Song noch mal zu hören. Wird das perfekt umgesetzt, wird aus dem guten Song ein Hit, denn auch den will man immer wieder hören – am besten natürlich einen Welthit 🙂

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