Bass abmischen ist eine Kunst für sich. Jeder möchte ein stabiles Bass-Fundament, einen fetten Bass, der immer gut zu hören ist. Gleichzeitig soll der Bass trotz tiefem, fettem Sound auch auf kleineren Lautsprechern wie zum Beispiel Handys, Tablets oder einfach mittelmäßigen Earbuds zu hören sein. Gerade letzteres kann eine echte Herausforderung sein, die je nach Musikrichtung beim Abmischen unterschiedliche Ansätze erfordert. Mit paralleler Bearbeitung Deines Basses musst Du das alles aber beim Mixen Deiner Musik nicht auf einem einzelnen Kanalzug machen. Und wie das geht, erfährst Du in diesem Artikel!
Bass abmischen auf parallelen Spuren
Das Prinzip der Parallel-Bearbeitung beim Bass abmischen ist schnell erklärt. Anstatt viele Plugins hintereinander in den Kanalzug vom Bass zu laden, dupliziert man die Bass-Spur einfach samt Inhalt und bearbeitet dann auf der neuen Spur immer nur einen einzelnen Aspekt. Also zum Beispiel solides LowEnd, oder mehr Saturation für Durchsetzungskraft auf kleineren Boxen-Systemen.
Klick zu dem Zweck einfach mal im Arrangier-Fenster Deiner DAW mit der rechten Maustaste auf Deine Bass-Spur und wähle den Menüpunkt, der zum Beispiel „Duplizieren“, „mit gleichen Einstellungen verdoppel“ oder ähnlich heißt. In Logic Pro X sieht das wie folgt aus:
Sollte Deine DAW dabei schon die Funktion „komplett duplizieren“ anbieten, wie z.B. Studio One, hast Du nun eine exakte Kopie Deiner Bass-Spur. In anderen DAWs musst Du nach dem Duplizieren der Spur noch den Inhalt aus der Original-Spur in die neue, duplizierte Spur kopieren. Dazu einfach alles markieren und bei gehaltener ALT-Taste auf die neue Spur ziehen und dabei bitte nicht nach vorne oder hinten verrutschen!
Erste Bearbeitung: Bass mit Verstärker
Für eine erste Bearbeitung kannst Du nun eine Verstärker-Simulation auf Deine duplizierte Bass-Spur ziehen. Das muss nicht unbedingt ein Bass-Verstärker (z.B. den BOD unter diesem Link) sein, nur etwas, dass Deinem Bass auf dieser Spur noch mal einen eigenen Charakter, gerne auch mit Verzerrung verleiht. Es geht also auch ein Verzerrungs-Plugin, eine Gitarren-Amp-Simulation o.ä. . Dreh hier einen Sound rein, der Dir gefällt und dann kannst Du diesen Sound Deiner Original-Spur hinzumischen. Je nach Geschmack, Lust und Laune. Sollte der Bass dabei zu laut werden, kannst Du mit dem Fader auf dem Bass-Bus gegensteuern und den Bass im Pegel wieder „einfangen“.
Tiefe und hohe Frequenzen getrennt bearbeiten
Du kannst natürlich nicht nur Charakter hinzufügen, Du kannst auch Problembereiche im Bass-Sound ausbügeln. Ist der Bassbereich im Bass-Sound zu dynamisch und nicht fett und stabil, kannst Du ach die tiefen von den hohen Frequenzen im Bass getrennt voneinander bearbeiten.
Dazu lädst Du in beide Bass-Spuren einen Equalizer. Bei dem EQ in der ersten Bass-Spur stellst Du einen High-Cut auf 100 hz, auf der zweiten Spur stellst Du einen Low-Cut auf 100 hz ein. So trennst Du die Frequenzbereiche, teilst sie auf zwei separate, aber natürlich parallele Spuren auf und kannst ab sofort gezielt weiterbearbeiten. Für den Bassbereich kannst Du zum Beispiel einen Kompressor in den Kanal mit dem High-Cut-EQ ziehen und den Bassbereich nun so stark komprimieren, bis er stabil im Mix steht. Dann den zweiten Kanal wieder dazumischen und schon ist der Bassbereich vom Bass deutlich fetter, stabiler und damit besser.
Noch mehr Power für den Bass
Wenn Du schon mal soweit gekommen bist, kannst Du nun auf der Spur mit dem Frequenz-Anteil oberhalb 100 hz  auch noch arbeiten. Auch hier kannst Du zum Beispiel eine Amp-Simulation oder ein Saturation-Tool laden, um den Sound griffiger und durchsetzungskräftiger im Mix zu machen, ohne dabei den Bassbereich zu „beschädigen“ oder mitzuverzerren!
Oder Du lädst einen Stereo-Modulationseffekt wie einen Chorus in diese Spur (wie genau habe ich hier auch schon mal gezeigt) und kannst den Bass damit breiter im Mix platzieren, ohne die tiefen Frequenzen auch im Stereo-Panorama zu verschmieren und damit Druck und Punch des Basses zu opfern. Natürlich ist auch beides gleichzeitig möglich, indem Du die Spur mit den oberen Frequenzanteilen noch mal duplizierst und nun 3 Spuren in Deinen Bass-Bus schickst. Fühl Dich frei zu experimentieren.
Hauptproblem beim Bass abmischen mit parallelen Spuren
Die meisten DAWs schaffen es, die Laufzeit-Verzögerungen von verschiedenen PlugIns gut auszugleichen. Hin und wieder kommt es aber vor, dass man sich bei parallel verlaufenden Spuren einen Dreher in der Phasenlage der Signale einfängt. Sollte Dein Bass nach der Parallel-Bearbeitung zwar cool, aber drucklos und dünn klingen, lade mal in eine der parallelen Spuren ein Plugin, mit dem Du die Phasenlage des Signals drehen kannst. In Logic sieht das zum Beispiel so aus:
Meistens klingt der Bass danach wieder rund und voll. Die Ursache ist in dem Fall keine Fehlbedienung Deinerseits, sondern ausschließlich in der Software begründet und ein Problem, dem man sich gerade bei der Bearbeitung von Basslastigen Instrumenten immer bewusste sein sollte. Also lieber einmal zu viel probeweise die Phase drehen, als einmal zu wenig!