Hin und wieder bekomme ich die Anfrage, ob ich speziell bei EDM-Songs eine Gesangsstimme in ein fertig produziertes Playback einpassen kann? Also quasi in einen bestehenden Song reinmischen und natürlich geht das, denn wenn man sonst alle Spuren zusammenmischt macht man ja oft auch erst die Musik fertig, um dann den Gesang hinzuzufügen.
Was nicht passt, …
Aber wenn man alle Spuren mischen kann, hat man den Vorteil, dass die Musik oder einzelne Elemente über Kompression, komplementäres EQ-ing und Automation so angepasst werden können, dass der Gesang sich perfekt einfügt, bzw. die Musik genügend Platz für den Gesang lässt. Damit der Gesang also nicht „aufgepropft“ wirkt muss man sehr sorgsam vorgehen und neben dem Sound der Vocals auch den Raum drumherum, also die Effekte passend wählen.
… wird passend gemacht!
Es kann aber trotzdem vorkommen, dass der Gesang im Verhältnis zum Playback entweder ständig zu laut oder zu leise wirkt, je nach Dynamik des Songs. Und hier kann man mit einem kleinen Sidechain-Trick ein wenig nachbessern. Die Grundidee ist, das ein über die Vocals gesteuerter Kompressor das Playback immer dann um 1 – 2 db leiser macht, wenn der Gesang gerade aktiv ist, und wieder zurückregelt, sobald nicht mehr gesungen wird. Also flux einen sidechainfähigen Kompressor auf´s Playback geladen und so einstellen, dass bei Gesang immer 1 – 2 db komprimiert wird.
Soweit die Theorie!
In der Praxis wird so aber das gesamte Playback in der Lautstärke reduziert. Und auch wenn es mit 1 – 2 db recht unauffällig passiert, verliert der Track doch immer ein wenig an Druck, sobald gesungen wird. Also Plan B! Wir brauchen also einen Multibandkompressor, sodass der Gesang nur das Band ab 200 hz aufwärts regelt, nicht aber den Bassbereich. Wenn man noch mehr Bänder zur Verfügung hat, kann man auch probieren den Bereich nur auf 1.000 – 4.000 hz zu begrenzen um noch unauffälliger zu regeln. Da muss man einfach rumtüfteln, wie es am besten passt.
Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Hast Du keinen sidechainfähigen MB-Kompressor geht es aber auch mit Bordmitteln: Einfach die Playback-Spur duplizieren und auf beide einen EQ laden. Bei dem einen stellt man mit einem linearphasigen Equalizer den HighCut auf 150 hz (Playback LO), beim anderen mit dem selben EQ den LowCut auf 150 (PlaybackHi) – jeweils mit 12 – 24 db / Oct Flankensteilheit. Nun kann man einen sidechainfähigen Kompressor in den PlaybackHi-Kanal laden und dort sein Werk verrichten lassen.
Ready when you are!
In beiden Fällen wird die Musik im Frequenzband des Gesangs leicht im Pegel reduziert ohne den Druckbereich einzubremsen. Das Ergebnis ist eine natürlichere Integration des Gesangs ins bestehende Playback und damit das, was wir ursprünglich auch erreichen wollten – herzlichen Glückwunsch!