So klapptĀ“s: Podcast perfekt aufnehmen und abmischen

Von Jonas  |  Mix-Praxis 

So klapptĀ“s: Podcast perfekt aufnehmen und abmischen | Abmischen Tutorial Deutsch

OK, der eigene Podcast muss her, das passende Mikrofon ist schon bestellt und die Aufnahme-Software (DAW – Digitale Audio Workstation) ist auch schon startbereit. Aber was muss man bei der Aufnahme vor dem Mikro beachten und wie mischt man die Stimme so ab, dass sie gut und professionell klingt? Es ist nicht trivial, wenn man einen Podcast hochwertig aufnehmen und abmischen mƶchte. Aber mit diesen Tipps und ein bisschen Ɯbung wird es von mal zu mal leichter – versprochen!

Podcast aufnehmen – Vorbereitung ist die halbe Miete

Inhaltlich solltest Du gut vorbereitet sein, Dein Thema sollte klar und der Text gut strukturiert sein. Oder Du hast Dich fĆ¼r freie Rede oder ein Interview vorbereitet und kannst das Thema angstfrei und flĆ¼ssig vortragen. Klingt vielleicht banal, aber ein guter Podcast lebt natĆ¼rlich auch von einem souverƤnen Podcaster vor dem Mikro. Damit nicht zu viele SchmatzgerƤusche oder Verhaspler bei der Aufnahme passieren, hilft es immer vor der Aufnahme genĆ¼gend zu trinken und sich mit lautem Vorlesen ein bisschen warm zu machen. Auch Sportler machen sich vor dem Wettkampf warm, warum nicht also auch der Podcaster? Ich spreche zum Beispiel immer meine Inhalte vorher ein oder zweimal fĆ¼r mich laut durch.

Magie vor dem Mikro

Hat man das Mikrofon nun angeschlossen, passend und damit nicht zu laut eingepegelt (bei lauter Sprache nicht mehr als -6 – -9 db maximal-Ausschlag), geht es an die Aufnahme. Damit Deine Aufnahme nicht durch stƶrende Plopplaute zerstƶrt wird, solltest Du Dir einen Popp-Schutz fĆ¼r das Mikro zulegen. Bei manchen Mikros ist so einer mitgeliefert, man kann diesen aber natĆ¼rlich recht gĆ¼nstig erwerben oder auch aus einem Draht-KleiderbĆ¼gel und einer Strumpfhose selber bauen. Du brauchst den Popp-Schutz auf jeden Fall um die Plosivlaute beim Sprechen (z.B. P oder K) einzufangen. Speziell diese Laute erzeugen eine starke Luftdruckwelle, die die Membran des Mikros stark aussteuert und zu einem lauten Knall im Signal sorgen kann. Der Poppschutz zwischen Mund und Mikro (am besten auf halbem Weg zwischen beiden) bricht diese Luft-Welle und verhindert Popp-Laute in der Aufnahme.

Abstand halten

Der richtige Abstand zum Mikrofon ist ein entscheidender Faktor fĆ¼r den Grundklang der Stimme. Denn der Nahbesprechungseffekt der meisten Mikrofone lƤsst die Stimme schnell basslastig und voluminƶs klingen. Zumindest wenn man beim sprechen sehr nah an das Mikrofon herangeht (ca. 3 – 5 cm Abstand). Man kann diesem Effekt mƶgen und ganz bewusst wƤhlen, nachtrƤglich ist er aber nicht ganz so einfach zu entfernen oder umgekehrt hinzuzufĆ¼gen.

Bei einem Abstand von 7 – 10 cm sollte man bei normaler Sprach-LautstƤrke vƶllig auf der richtigen Seite sein um einen angenehmen und natĆ¼rlichen Klangeindruck der eigenen Stimme aufzunehmen. Nimm hierzu am Anfang ein MaƟband oder einfach Deinen Zeigefinger als Richtwert. Wenn Du ungefƤhr den Abstand entsprechend der LƤnge Deines Zeigefingers vom Mikro hast, ist alles in Ordnung.

AbstƤnde von mehr als 15 cm Ā lassen die Stimme weiter entfernt klingen. Dies liegt zum einen daran, dass die Stimme leiser aufgenommen wird (was man mit einer Pegelanpassung ja noch ausgleichen kƶnnte). Der Abstand lƤsst aber auch zu, dass der Raum, in dem man aufnimmt, deutlicher in der Aufnahme zu hƶren ist. Der Schall der eigenen Stimme verteilt sich halt in alle Richtungen und wird von WƤnden, Decke und FuƟboden zum Mikro zurĆ¼ckgeworfen. Diese Reflektionen finden sich dann auch in der Aufnahme wieder und sind bei diesem Mikro-Abstand im VerhƤltnis zur Stimme lauter, als bei geringerem Abstand. Dieser Raumklang lƤsst sich nur schwer bis gar nicht aus der Aufnahme wieder entfernen, daher sollte man sich gut Ć¼berlegen, ob man diesen Klangeindruck haben mƶchte, oder nicht. Solltest Du Dich fĆ¼r nein entscheiden, geh einfach wieder ein wenig nƤher ans Mikro ran – fertig.

Fix in den Mix

Hat man die Aufnahme mit guter Vorbereitung und passendem Mikro-Abstand gemeistert, geht es an die Nachbearbeitung der Aufnahme. Hier gehe ich in der Regel in drei Schritten und damit mit drei PlugIns vor, und zwar

1. Equalizer, um den Sound ein wenig schƶner klingen zu lassen und zu formen
2. Kompressor um die leiseren und lautere Passagen einander anzugleichen, und
3. Limiter, um das Signal auf ein professionelles LautstƤrke-Level zu heben.

Equalizer fĆ¼r den Sound

Mit einem Equalizer kann man bestimmte FrequenzbƤnder anheben oder absenken. So formt man den gewĆ¼nschten Sound und das Signal wird von stƶrenden oder unanagenehmen Elementen befreit. Klicke gerne mal hier fĆ¼r meine Reihe EQ-Basics, in der ich alles rund um den Equalizer genau erklƤre! Ich stelle in der Regel drei verscheidene Frequenzen fĆ¼r eine gute SprachverstƤndlichkeit ein:

  1. Mit einem Lowcut-Filter (schneidet die tiefen Frequenzen ab) bei 100 hz bereinige ich das Signal um tieffrequente Anteile, die die Sprache rumpelig oder unverstƤndlich klingen lassen kƶnnen. Auch Trittschall wird damit wirkungsvoll entfernt.
  2. Mit einer kleinen Absenkung im Bereich 400 bis 500 hz entfernt man den Frequenzbereich, der das Signal pappig und damit billig klingen lassen kann. Die Absenkung geschieht je nach Geschmack mit 3 – 6 db.
  3. Eine leichte Anhebung der PrƤsenzen sorgt fĆ¼r bessere SprachverstƤndlichkeit und einen klareren Gesamteindruck der Stimme. Ich hebe in der Regel zwischen 4.000 und 5.000 hz um bis zu 4 db an, um dieses Ergebnis zu erzielen.
Leichte Korrekturen kƶnnen den Sound der Stimme deutlich professioneller klingen lassen

Alles in Allem sollte die Stimme nun schon deutlich klarer und professioneller klingen.

Kompressor fĆ¼r weniger Dynamik

Mit einem Kompressor kann man die Dynamik – also den Abstand zwischen lautester und leisester Stelle im Signal verringern. Dies hat im Podcast den Vorteil, dass leisere Wƶrter beim Hƶren nicht so schnell untergehen und Ć¼berhƶrt werden, lautere auf der anderen Seite nicht schmerzhaft laut sind. Zu diesem Zweck nutze ich in der Regel 2 Kompressoren. Es ginge auch mit einem einzelnen Kompressor, aber der Einsatz von zwei PlugIns sorgt dafĆ¼r, dass ein einzelner nicht so hart arbeiten muss und das Klangergebnis klingt deutlich entspannter und natĆ¼rlicher. Wenn Du mehr Ć¼ber Kompressoren wissen mƶchtest, dann klick doch mal hier und lerne, was alle Knƶpfe am Konpressor genau bedeuten und wann und wie man sie einsetzt.

Im ersten Kompressor wƤhle ich eine Ratio von 4:1, eine mittlere Attack-Zeit von 2 ms und die schnellste Release-Zeit. Damit kommen kleinere Transienten der Stimme durch, nach der Kompression wird das Signal aber sehr schnell wieder auf normalen Level geregelt, was die Stimme sehr konstant im Pegel klingen lƤsst. Mit den Threshold regele ich nun so weit herunter, bis ungefƤhr -5 db komprimiert werden. Und genau um diese komprimierten 5 db erhƶhe ich das Ausgangssignal mit dem Gain-Regler nun wieder. Das bedeutet die Spitzen werden um 5 db komprimiert, anschlieƟend wird das gesamte Signal (auch die nicht komprimierten leisen Passagen) um 5 db angehoben. So funktioniert ein Kompressor. Er macht die Spitzen leiser, um alles zusammen lauter machen zu kƶnnen.

Die kurze Release-Zeit sorgt dafĆ¼r, dass das Signal zĆ¼gig nach der Kompression auf Normallevel geregelt wird.

Den zweiten Kompressor lasse ich meistens in der Werkseinstellung (mit selbst regelnder adaptiver Geschwindigkeitsregelung) und regele den Threshold nur so weit herunter, dass dieser Kompressor erneut um -5 db komprimiert. Auch hier ergƤnze ich die „verlorenen“ 5 db wieder beim Gain. Das Signal wird in der Dynamik um weitere 5 db eingeschrƤnkt und insgesamt um 5 db angehoben. Nun ist es sehr schƶn gleichmƤƟig laut.

Limiter fĆ¼r einen professionellen Pegel

Damit das Ganze nun noch auf ein mit dem Radio vergleichbares Gesamtlevel kommt, machen wir die Stimme mit einem Limiter „laut“. Hierbei hilfreich ist, dass der Limiter ab einem gewissen eingestellten Pegel – bei mir meistens – 1 db – alle darĆ¼ber hinaus gehenden Pegelspitzen rigoros abschneidet. Man macht das Signal also lauter und fƤhrt es damit geradezu gegen diese – 1db – Wand (in Studio One Ceiling genannt) . Daher spricht mann im Fachjargon auch von einem Brickwall-Limiter, einem Steinwand-Begrenzer!

Mit einem Limiter kann man den Gesamtpegel anheben, ohne digitale Verzerrungen zu riskieren.

Den Input dreht man so lange auf, bis der mittlere RMS-Pegel im Bereich -12 db zu finden ist. Bei Studio One wird dieser zum Beispiel durch zwei weiƟe Striche signalisiert, die oberhalb des Peak-Meters (lange blaue Balken) zu finden sind und den mittleren Pegel anzeigen. Wenn Du Dich fĆ¼r das „Warum?“ an dieser Stelle interessierst, empfehle ich Dir hier mal genauer nachzulesen.

Wichtig ist, was hinten rauskommt

Am Ende dieser Kette aus Aufnahme und Bearbeitung steht eine professionell klingende, gleichmƤƟige Stimme mit professioneller Lautheit. Und fĆ¼r nichts weniger treten wir doch an, oder? Wenn ich Dir hiermit helfen konnte, dann schreib Doch Deinen Podcast mal in die Kommentare unter dieses Video und ich freue mich in Deine Werke reinzuhƶren und die FrĆ¼chte Deiner harten Arbeit zu bewundern.

Du kannst Dir die Studio One Session Ć¼brigens unter diesem Link herunter laden, entpacken und alle Einstellungen (ab Studio One 3.5) auch noch mal selber nachvollziehen und damit rumspielen. Einfach hier klicken und runterladen. Viel SpaƟ damit!

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