Schnell und kostenlos: Natürlich klingender Hall Marke DIY

Von Jonas  |  Mix-Praxis 

In den Frühtagen des Audio-Recordings waren die Möglichkeiten mit einem gewissen Anteil an Raumklang aufzunehmen recht beschränkt. Eigentlich gab es nur die Möglichkeit, den richtigen Raum auszuwählen und in diesem dann aufzunehmen. Also kleines Studio für trockenen Sound, Kirche für Aufnahmen mit enormem Nachhall. Erst die Erfindung des künstlichen Nachhalls bot die Möglichkeit auch nachträglich eine bestimmte Räumlichkeit hinzuzufügen. Der erste erfolgreiche Versuch in diese Richtung kam von niemand anderem als Bill Putnam, dem Gründer von Universal Audio und Audio-Mastermind, den man in seiner Wichtigkeit für unser liebstes Hobby nur mit Rupert Neve vergleichen könnte.

Geboren 1947

Als Bill Putnam für seine Aufnahme der Harmonicats und ihren Hit „Peg-O-My-Hear“ einen Lautsprecher und ein Mikrofon in die Studio-Toilette stellte, um den Raumklang des eigentlich stillen Örtchens aufzunehmen, den der Speaker darin fabriziert, wusste noch niemand, dass dies der Sound werden würde, der auch heute noch tief in unserem Ohr verwurzelt ist: künstlich erzeugter Hall!

Die Geschichte hat anschließend eine große Menge an Hall-Geräten hervorgebracht, die auf die ursprünglich so aufwendige Konstruktion nicht mehr angewiesen waren und alle haben ihren eigenen Klangcharakter – sei es nun Federhall, Plattenhall, digitaler Hall oder auch die heutigen PlugIns, die u.a. mit Impulse-Antworten arbeiten. Wie gesagt, alles eigene Klangcharaktere, aber meist nicht wirklich natürlich!

So einfach wie wirkungsvoll

Aber die ursprüngliche Technik der 1940er ist ja nicht aus der Welt, nur eben nicht ganz so komfortabel wie ein PlugIn. Nichtsdestotrotz wollte ich es neulich wissen. Also habe ich ein Mikrofon (mit Nieren-Charakteristik) in den Flur gestellt und für die Aufnahme vorbereitet. Dann über meine Abhöre nur die Drums abgespielt und den Sound, der davon im Flur ankam, gleichzeitig wieder aufgenommen. Das Ergebnis hat mich dann doch mehr als überrascht. Nicht nur, dass mein Flur richtig gut zu klingen scheint, auch die Natürlichkeit des Raumanteils war mir so noch nicht untergekommen. Ich musste im Flur-Kanal nur noch einen LowCut bei ca. 130 hz gegen die tiefen Rumpelfrequenzen setzen und schon konnte ich den Drums ein ganz natürliches Raumsignal hinzumischen – fast so schön wie mein heißgeliebtes Ocean Ways-PlugIn aus der UAD, nur eben viel viel günstiger.

Ich hab das ganze dann noch mal mit einer Kugel-Charakteristik am Mikro wiederholt und einen etwas anderen Sound bekommen und nachdem ich den Nieren-Sound im Panorama nach links und den Kugel-Sound nach rechts geschoben habe, entstand ein sehr natürliches und unaufdringliches Stereo-Bild meines Drum-Sets. Manchmal kann es so einfach sein!

Probieren geht über studieren

Als nächstes werde ich das Ganze mal für Vocals und Chöre ausprobieren und bin schon sehr auf das Ergebnis gespannt! Auch darauf, welche Ergebnis Du wohl damit für Deine Musik erzielen kannst? Wenn Du magst, schreib´s mir gerne hier oder bei Youtube in die Kommentare, ich freue mich drauf von Dir zu lesen 🙂

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