Als ich neulich mal wieder eine schöne durchgeschlagene Rhythmus-Akkustikgitarre aufnehmen wollte, kam bei allen Testaufnahmen einfach nicht dieser schöne, percussive Sound aus der Gitarre, den ich im Kopf hatte. Egal, wie ich die Mikros aufstellte, welchen EQ ich bemühte oder sonstiges. Ich habe die Gitarre wie immer gespielt, aber nichts wollte funktionieren, bis mir durch Zufall in meiner Grabbelkiste – ich kann einfach nichts wegschmeißen – ein altes Plektrum von früher in die Hände viel.
„Those were the days my friend“
Nachdem ich fahle Erinnerungen an klägliche Auftritte in den Anfangsjahren mit einer Träne weggewischt hatte, fiel mir auf, wie dünn meine Plektren zu Beginn meiner Rocker-Karriere waren. Dagegen sind meine heutigen Picks echte Bretter mit ihren 1,2 mm Wandstärke. Ich habe sogar eins aus Metall und spiele gelegentlich mit einer Münze, weil ich es mag, ein direktes Feedback von den Saiten zu bekommen. Und jetzt dieses dünne, labbrige Etwas von früher …
Wer nicht wagt, …
Noch einmal Gitarre spielen wie früher dachte ich und fing an mit dem dünnen Plektrum de Saiten meiner Martin zu streicheln und sofort dachte ich „Wow, das war doch der Sound, den ich für die Aufnahmen gesucht habe“. Unaufdringlich, nicht zu aggressiv und mit einem schönen, percussiven Plektrum-Geräusch auf den Saiten. Also das Gegenteil von dem, was ich mit meinen normalen Picks so machen. Kurz die Gitarre eingestöpselt, aufgenommen und siehe da: Selbst über eine normale DI-Box bleibt der Charakter erhalten.
Was lernen wir daraus?
Manchmal vergisst man Sachen einfach im normalen Trott und ich wäre nicht auf die Idee mit dem Plektrum gekommen, wenn es mir nicht durch Zufall über den Weg gelaufen wäre. Aber so konnte ich ohne irgendein tolles Super-Duper-PlugIn oder eine Spezial-Mikrofonierungs-Technik ganz einfach den Sound bekommen, den ich wollte. Der Sound muss nämlich schon vor dem Mikro stimmen, nicht erst danach!