Schnell gemacht: Doubler von WAVES in der DAW selber nachbauen

Macht der eigentlich auch Musik, oder redet der nur darüber? Ja, ich mache Musik, natürlich! Und dabei fallen mir im Prozess natürlich immer Dinge, Probleme und oft auch eine ganz einfache Lösung auf und ein. Bei der Arbeit an meiner A Capella-Version von The Weeknds „Can´t feel my face“ (The Weeknd – Can’t Feel My Face | Official A Capella Cover by Jonas Wagner | Mitarbeiter des Monats) zum Beispiel bin ich über die Tatsache gestolpert, dass es in Logic Pro X anscheinend kein echtes Doubler-Plugin gibt, welches ähnlich dem Doubler von WAVES funktioniert. Da ich diesen Doubler schon in meiner PlugIn-Liste hatte (Ups, das war wohl ein Affekt-Kauf – das ist mir ja noch nie passiert 😉 ), konnte ich diesen einfach nutzen. Aber geärgert hat es mich schon, dass LPX keinen Doubler an Bord hat, also habe ich mir den einfach mal aus Spaß selbst zusammengebaut und den Weg dahin findest du hier:

Wie funktioniert ein Doubler eigentlich?

Letztendlich soll ein Doubler ja „nur“ doppeln – wie der Name schon sagt! Aber das gleiche Signal, z.B. die Hauptgesangsstimme einfach auf zwei weitere Kanäle (Panning hart links und hart rechts) zu verteilen, würde das Signal nur lauter machen! Also müssen die zusätzlichen Signale leicht unterschiedlich zum Original sein, und hier kommt das Doubler-Prinzip ins Spiel: Beim Doubler werden die Signale zusätzlich zum Originalsignal links und rechts leicht verstimmt und leicht verzögert addiert, was den Dopplungs-Effekt (nicht Doppler-Effekt!) und eine starke Stereo-Verbreiterung des Signals zur Folge hat – Bingo!

Wie funktioniert’s in der DAW?

Ganz einfach, hier am Beispiel Logic Pro: Als Erstes erstellen wir mit CMD-D zwei Kopien des Kanals, den wir doppeln wollen, benennen diese kurz um (z.B. „Vocal dbl L“ und „Vocal dbl R“)  und kopieren das Originalsignal in die neuen Spuren. Das geht am einfachsten, indem du das Audiomaterial markierst und  unter Halten der ALT-Taste jeweils auf die neuen Spuren ziehst – voila! Nun stellen wir das Panning der neuen Kanäle auf hart links und hart rechts. Für´s Verstimmen nutzen wir das Pitch-Plugin auf den neuen Kanälen und stellen es so ein, dass das Signal links um -6 und rechts um +6 Cent (nicht Semitones) verstimmt wird. Hier könnt ihr später gerne noch mit anderen Werten experimentieren, dies ist aber erst mal eine gute Ausgangsbasis. Nun noch den Mix-Regler auf 100%-Wet stellen und fertig ist der erste Schritt. Für´s Verzögern kann man jedes Mono-Delay nutzen, ich habe mich für das Tape-Delay entschieden. Auch hier stellen wir den Mix-Regler auf 100% Wet. Nun deaktivieren wir den Tempo-Sync-Schalter und stellen die Verzögerung für den linken Kanal auf 10 ms und für den Rechten auf 20 ms. Auch hier ist ausdrücklich experimentieren erlaubt! Das Feedback sollte auf 0 stehen, da wir nur eine einzige Wiederholung des Signals haben wollen! Stellt ihr hier einen größeren Wert ein, kann man aber auch einen Hall-ähnlichen Effekt erhalten. Das aber nur am Rande.

Gesagt, getan

Im Prinzip sind wir nun schon fertig, um den Effekt aber noch komfortabel dem Original-Signal zumischen zu können, markieren wir einfach beide „Vocal dbl“-Kanäle im Arrange-Fenster und erstellen einen Spurenstapel daraus, in dem wir Shift-CMD-D drücken oder mit der rechten Maustaste auf die markierten Spuren klicken und im Menü Spurenstapel wählen. Im erscheinenden Menü noch Summenstapel auswählen und schon haben wir einen neuen Kanalzug, den wir nach Doppelklick auf den Namen in „Vocal Doubler“ umbenennen und nun ganz einfach und je nach Geschmack dem Originalsignal zumischen können. Das Ganze optimieren könnte man jetzt noch, indem man auf den „Vocal dbl“-Kanälen (oder auch im Summenkanalzug) noch einen EQ einsetzt, bei dem man mittels eines Low-Cut oder eines Low-Shelf das Signal in den tieferen Frequenzen etwas ausdünnt und gleichzeitig mit einem High-Shelf flächendeckend schon ab ca. 1500 hz um 3 – 4 db anhebt. Dadurch bekommt der DIY-Doubler noch einen etwas seidigeren Sound.

Was ist der Unterschied zum Doppeln (double-tracking)?

Vom Doppeln spricht man, wenn man eine Spur nicht nur einmal einsingt oder einspielt, sondern mehrfach aufnimmt und diese Aufnahmen dann auf weitere Kanäle mit Panning hart links und hart rechts verteilt. Die leichten Ungenauigkeiten in Timing und Stimmung der alternativen Aufnahmen links und rechts sorgen bei Vocals für einen tollen, breiten Stereo-Effekt und machen die Stimme dadurch „größer“ (larger than life). Das Ganze wird auch gerne für verzerrte Gitarren genutzt, um einen besonders fetten Gitarrensound zu bekommen. Aber auch wenn man die neuen Stimmen nicht links und rechts im Panorama verteilt, kann man das Signal insgesamt größer erscheinen lassen. John Lennon oder auch Dave Grohl von den Foo Fighters sind hier zwei sehr prominente Beispiele, die ihre Vocals mittels Mono-Doppeln gerne mit einem unverwechselbaren Signature-Sound versehen (haben). Beide übrigens ursprünglich aus dem Grund, weil sie dachten, ihre Stimmen wären einzeln zu dünn und müssten größer gemacht werden. Den oben beschriebenen Doubler kann man alternativ zu dieser klassischen Variante gut einsetzen, wenn der Musiker zum Beispiel für eine weitere Aufnahme nicht zur Verfügung stehen kann, es nicht noch mal so hinbekommt (z.B. weils zu hoch gesungen ist, er krank war oder schnell weg musste) oder auch, wenn man einfach nur auf den speziellen Sound des Doublers steht – wie beim „Can´t feel my face“ von The Weeknd eben 🙂

Noch Fragen?

Wie ich das Ganze selber gemacht habe, kannst du im entsprechenden Video meiner Tutorial-Reihe „Behind the tracks“ bei Youtube sehen ( Doppelt gut – WAVES Doubler in LPX nachgebaut | Logic Pro X Tutorial Deutsch | BtT #021) und wenn du noch Fragen oder Anregungen hast, schreib sie mir gerne in die Kommentare.

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