Mixpraxis: VCA-Fader und wofür sie gut sein können

Von Jonas  |  Mix-Praxis 

In den „guten alten Zeiten“ saß man im Idealfall vor einer Mega-Mischkonsole und war der Herr über 48 oder mehr Kanäle. Ein Schlagzeug durfte auch damals schon 20 Kanäle haben, aber wie haben die Herren damals mit nur 10 Fingern komplette Mixe „gefahren“?

Jack in the Box

Ganz einfach, es gab die VCA, also Voltage Controlled Amplifier (Stromgesteuerte Verstärker), gesteuert durch geweils einzelne Fader. Damit konnte man Kanäle einer VCA-Gruppe zuordnen und diese dann mit nur einem Fader in der Lautstärke regeln. Wenn man also alle Instrumente geschickt in max. 8 Gruppen aufgeteilt hat (z.B. Schlagzeug, Bass, Synthesizer, Gitarren, Streicher/Bläser, Backing-Vocals, Vocals und Effekte), dann konnte man mit nur 8 Fadern alle wichtigen Parameter während des Mixes steuern.

Die Arbeitsweise war also erst einen statischen Mix zu erstellen, dabei schon mal die VCA-Gruppen definieren und dann im finalen Mix mit den VCA-Fadern den Mix aufs Band fahren. Eine Arbeitsweise, die auch heute noch durchaus Sinn macht, nur dass wir den heutigen statischen Mix anschließend mit unendlich vielen Mini-Automationen viel genauer steuern können.

Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Aber hier kommen VCA auch für die Neuzeit wieder ins Spiel, denn anstatt jeden einzelnen Kanal in der Lautstärke zu automatisieren, macht es der Einfachheit halber auch heute noch Sinn,  mit VCA-Gruppen zu arbeiten und damit die zu verwaltenden Lautstärke-Gruppen zumindest zahlenmäßig im Griff zu behalten.

Und was ist mit Bussen / Aux-Wegen?

Natürlich könnte man das auch mit Bussen machen und sehr oft ist das auch sinnig. Allerdings haben Buse den VCA-Fadern gegenüber einen entscheidenden Nachteil:

Wenn man bei einem Bus die Lautstärke reduziert, wird zwar der Signalanteil darauf abgesenkt, aber Effekt-Busse, die von ihm angesteuert werden, eben nicht. Das bedeutet mit der Absenkung des Bus-Pegels wird das Verhältnis Signal zu Effekten verändert, was man aber in den seltensten Fällen haben möchte. Also ordnet man besser alle in den Bus laufenden Kanäle in eine VCA-Gruppe und kann nun komfortabel und ohne irgendwelche Mix-Verhältnisse zu ändern, das komplette Signal lauter oder leiser machen.

Sonst noch was?

Und damit nicht genug! Man kann mit VCA auch unabhängig vom Routing im statischen Mix Instrumente zusammenfassen, die man zusammen regeln möchte. Das Schlagzeug läuft zum Beispiel in den Drum-Bus, der Bass in den Bass-Buss und trotzdem möchte ich  Bass und Bass-Drum zusammen in der Lautstärke kontrollieren. Nichts einfacher als das. Einfach die Bass-Drum und den Bass in eine VCA-Gruppe zusammengefasst und schon kann man die Lautstärke der beiden zusammen regeln und automatisieren, um eventuell vor dem Refrain ein wenig den Pegel abzusenken und dann mit Einsetzen des Refrains wieder auf Normal-Pegel zu fahren. So bekommt man ganz einfach mehr Dynamik und akustische Abwechslung in den Song 🙂

Klingt kompliziert … isses aaaaber nicht !

Das Prinzip ist auf alle gängigen DAWs zu übertragen, funktioniert also genau so gut in Logic Pro X, wie in Cubase, Studio One, Pro Tools, etc. . Wenn Du das Ganze im Einsatz sehen und hören willst, schau gerne noch ins dazugehörige Video rein.

Und wenn Du auch schon VCA beim Abmischen nutzt oder dadurch jetzt neue Ideen hast, wo Du sie einsetzen kannst, dann schreib sie doch gerne für alle anderen Recording-Blog-Leser in die Kommentare, denn die besten Ideen kommen natürlich nicht von mir, sondern von Dir und Euch, wenn Ihr Euch auch fleißig vernetzt und austauscht.

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