Einige Menschen behaupten „Ordnung ist was für Idioten, das Genie beherrscht das Chaos!“. Andere Leute sagen, „Wer ordentlich ist, ist nur zu faul zum Suchen!“. Beim Mix eines Songs muss man aber noch mal eine andere Seite der Ordnung sehen, denn eine unübersichtliche Mix-Session hält den eigentlich sehr kreativen Prozess des Abmischens mit ständiger Sucherei immer und immer wieder auf, er gerät ins Stocken und das kann im schlimmsten Fall zum Abriss eines guten Mix-Flusses führen – der Mix wird automatisch nicht so gut, wie er es eigentlich verdient.
Ordnung ist das halbe Leben
Und als ich neulich bei einem Mix-Coaching gefragt wurde, wie ich meine Sessions eigentlich organisiere, kam mir direkt der Gedanke dies auch mal niederzuschreiben. Und da sind wir auch schon mittendrin 🙂
Mein Mix orientiert sich in der Regel auch an meiner Misch-Reihenfolge – im Arrangement von oben nach unten, im Mischer von links nach rechts. Oben im Arrangement stehen also in der Regel die Drums (Kick, Snare, HiHat, TomToms, gegebenenfalls Becken, Overhead, Percussions). Anschließend der Bass, dann die Gitarren gefolgt von Keyboards und schließlich die Vocals. Da ich nahezu immer diese Reihenfolge wähle, weiß ich auch automatisch, wo ich mich gerade im Arrangement oder im Mischer befinde. Wenn ich übrigens mit Referenzen mische, stehen diese ganz oben noch vor den Drums.
Alles so schön bunt hier
Um aber noch mehr Übersicht zu bekommen, werden die Spuren farblich markiert. Alle Drums sind bei mir rot, die Bass-Spuren gelb, Gitarren meist blau, Keyboards grün und dann ein etwas dunkleres blau für die Vocals. Bei den Vocals nehme ich manchmal für die Chöre noch einen dunkleren oder helleren Farbton als für die Hauptvocals.
Die jeweiligen Spuren inklusive der dazugehörigen Busse bekommen im Mixer auch die passenden Farben. Auf diese Weise kann ich also auf einen Blick erkennen, wo meine gesuchte Spur ist – allein anhand von Position und Farbe. Ach so, Effekte und vor allem MasterBusse sind bei mir Lila in leichten Abstufungen.
Noch sauberer durch Schnitt
Zu mehr Übersicht im Arrangement trägt auch bei, wenn man aus allen Spuren die Teile herausschneidet, in denen das Instrument nicht spielt bzw. die Stimme nicht singt. Denn falls man die Stems (Einzelspuren) eines fremden Mixes in seine Session zieht, sind erst mal alle Spuren gleich lang. Wenn man nun aber alle überflüssigen Stellen wegschneidet, kann man im Arrangement auch erkennen, wo mehr los ist und wo weniger. Und mehr Action bedeutet meist Refrain, weniger Strophe oder Bridge. Also auch dies verhilft zu einer besseren Orientierung im Mix.
And in the end …
Es lohnt sich also in der Vorbereitung des Mixes diese Mühen auf sich zu nehmen. Die klare Struktur und einfache Ãœbersicht sorgt am Ende für einen ungebremsten Mix-Fluss und der führt automatisch zu besseren Mix-Ergebnissen. Und wenn Du jetzt fragst „Und was ist mit Templates?“, dann kann ich nur für mich antworten: Templates sind für mich selten eine Option, da ich jeden Mix gerne neu anfange. Einzig, wenn es um mehrere Songs eines Albums geht, würde ich das leere Projekt eines bereits gemischten Songs als Ausgangsbasis für einen neuen nehmen. Dies zum einen aus Bequemlichkeit, zum anderen aber auch, um einen konsistenten, durchgängigen Sound für das ganze Album zu gewährleisten. Aber den ertsen Song fange ich dann trotzdem bei null an. Aber wie machst Du es denn bei Deinen Songs?
https://youtu.be/ZeMp3-r9w6k