Hall ist schon etwas Feines. Man zieht das Hall-PlugIn auf die Gesangsspur und schon steht der Sänger nicht mehr in der trockenen Gesangskabine, sondern in der Carnegie-Hall. Oder in einem gekachelten Parkhaus. Oder in einem kleinen intimen Club, ganz wie man möchte. Und die Gitarre auch. Und die Drums nicht vergessen und natĂĽrlich die Chöre und die Synthesizer, und und und …  Und eh man es sich versieht, klingt der ganze Song nur noch dicht und matschig, obwohl man doch eigentlich nur ein wenig Räumlichkeit kreieren wollte.
Weniger ist definitiv mehr!
Wenn man sich sehr aufgeräumte und klar wirkende Produktionen anhört wird man sehr oft feststellen, dass in diesen Produktionen selten mehrere flächige Instrumente gleichzeitig spielen (Anspieltipp Bruno Mars 24K Magic). Gleich verhält es sich bei den verwendeten Hall-Räumen, die oft sehr sparsam eingesetzt werden, um möglichst viel „Luft“ zwischen den einzelnen Instrumenten zu lassen.
Aber nicht nur in diesen Produktionen sondern auch und gerade in Songs, die schon von der Instrumentierung sehr dicht gestaltet sind (z.B. Rock-Songs mit durchgängig spielenden Gitarren oder Synthie-Pop) ist es mit Blick auf einen transparenten Mix immer wichtig nicht zu viele gleichzeitig aktive Schallquellen zu haben. Und zu „gleichzeitig aktiv“ zählen auch Hallfahnen, da diese ja deutlich länger nachklingen als das ursprĂĽngliche Signal! Wie schön, wenn man fĂĽr den räumlichen Charakter des Signals auf einen Hall verzichten könnte, oder?
Klingt räumlich, ist aber kein Hall
Kann man auch, denn wenn man mal überlegt, wie ein Hall auf natürlichem Wege zustande kommt, dann kann man diesen auf eine unendliche Anzahl von Echos (Delays) runterbrechen, welche die Wände und Möbel eines Raumes vom Ursprungssignal zum Zuhörer zurückwerfen, also reflektieren. Also kann man auch mit Delays einen räumlichen Charakter generieren, sogar mit einem einzelnen!
Zu diesem Zweck nehmen wir mal den Hauptgesang und schicken diesen per Send auf einen Bus, in den wir ein Stereo-Delay laden. Wichtig ist, dass wir neben einem kurzen Feedback (am besten 0 %) und einer recht kurzen Delay-Zeit (z.B. eine 16tel) darauf achten, dass das linke Delay eine leicht andere Zeit hat als das rechte. Zum Beispiel links eine 16tel, und rechts eine 16tel Triole. Denn erst so bekommen wir auch einen räumlichen Stereo-Effekt. Nun kann man dieses Signal noch nach Geschmack nachbearbeiten (z.B. wie bei Tipp Nummer 4 in diesem Artikel) und dann dem Gesang hinzumischen, bis dieser nicht mehr ganz trocken vor der Musik steht. Das macht man dann am besten im kompletten Mix und nicht nur mit den Solo-Vocals!