Ein Noise Gate ist schon eine feine Sache, denn selbst wenn man im Proberaum oder auf der Bühne mit allen Musikern gleichzeitig aufgenommen hat und alle aufgenommen Spuren mit dem „Krach“ der Mitmusiker „verschmutzt“ sind, kann man für den späteren Mix mithilfe eines Noise Gates trotzdem einigermaßen saubere Spuren bekommen. Das hat (nicht nur in dieser Aufnahmesituation) den Vorteil, dass man speziell Bassdrum, Snare und Tom Toms alles ausblenden kann, was eben nicht nach Bassdrum, Snare oder Tom Tom klingt.
Hat schon viel Schönes
Das Prinzip eines Noise Gates ist schnell erklärt. Das Gate, also das Tor für das Signal, ist solange geschlossen, bis ein Sound kommt, der einen gewissen Pegel (Threshold) übersteigt. Für dieses Signal öffnet das Gate und schließt sich, wenn das Signal vorbei ist bzw. nicht mehr spielt. Im Falle einer Bassdrum herrscht also Stille im Kanal, es sei denn die Bassdrum wird gespielt. Alle weiteren akustischen Einstreuungen im Mikro und damit in der Spur werden ausgeblendet.
Des einen Freud, …
Hier offenbart sich aber speziell beim Blick auf Drums die Crux bei der Arbeit mit Noise Gates: Das Gate kann erst öffnen, wenn das Signal den eingestellten Threshold auch tatsächlich übersteigt. Und dann auch nur in einer gewissen Zeit, die man über den Attack-Regler (Reaktionszeit) des Gates steuern kann. Aber speziell bei Tromeln ist es für den Punch extrem wichtig, dass der Transient, also der Anschlagsimpuls der Trommel durchkommt, denn sonst wirkt die Trommel leb- und kraftlos. Die Attack-Zeit des Noise-Gates kann man aber noch so schnell einstellen wie man will, der Transient liegt bereits an, bevor das Gate öffnet, und damit wird er wohl oder übel vorne immer angeschnitten.
Von der (Seiten-)Kette gelassen
Man müsste also dafür sorgen, dass das Gate schon einen winzigen Moment früher offen steht, damit der Transient nicht leidet. Es gibt in modernen Noise Gates zwar eine „look ahead“-Funktion (also Vorschau- oder genauer Vor-Hör-Funktion), die klären soll, ob gleich etwas kommt, aber trotzdem habe ich den Eindruck, dass diese nie richtig gut funktioniert. Doch mit einem kleinen Trick kann man das Problem ganz schnell aus der Welt schaffen.
Zu diesem Zweck erstellt man zunächst einmal eine exakte Kopie der kompletten Spur, die man mit dem Noise Gate bearbeiten möchte und zieht in dieser neuen Spur den Fader auf Null bzw. routet den Ausgang auf einen nicht hörbaren Bus (damit die Bassdrum nicht plötzlich doppelt so laut wird). Diese neue Spur soll nämlich „nur“ ein nicht hörbares Steuersignal liefern, welches das Noise Gate auf der eigentlichen Zielspur ansteuert. Zu diesem Zweck schicken wir das Signal von diesem Kanal per Sidechain-Send zum Noise-Gate der Zielspur und stellen dieses Noise Gate so ein, dass es sein Steuersignal an der Sidechain erwartet. Dabei sollte der Sidechain-Send auf „Pre-Fader“ stehen, damit das Signal auf jeden Fall ans Noise Gate geschickt wird, auch wenn der Fader wie in unserer Steuerungsspur ganz unten steht.
Es hat sich bewegt
Das war der schwierige Teil, nun zum eigentlichen Trick: Wir haben also nun erreicht, dass das Signal unserer neuen Steuerungsspur per Sidechain an das Noise Gate geschickt wird und dieses steuert. Jetzt verschieben wir die Audio-Events in unserer Steuerungsspur ein klitzekleines bisschen nach vorne, sodass das Steuerungssignal für´s Noise Gate ab sofort ein bisschen früher abgespielt wird, als das eigentliche Signal, welches wir bereinigen wollen. Mit diesem „manuellen Look ahead“ garantieren wir, dass das Noise Gate immer schon offen steht, sobald zum Beispiel de Bassdrum spielt. Der Transient bleibt erhalten, die Bassdrum bekommt mehr Punch. Jetzt kann man mit den Reglern Hold (Zeit in der das Gate offen steht) und Release (Zeit, die das Gate zum schließen benötigt) den Sound noch optimieren, die Attack-Zeit kann man getrost auf die schnellste Zeit stellen.