Lauter mit Limiter
Eins vorweg: Ich rede hier nicht über „finales laut machen“, wie es im aufwendigen Mastering-Prozess von Fachleuten wie z.B. Björn Schlüter vom Storia-Mastering-Studio (www.storiamastering.com) zelebriert wird. Heute geht es darum, den eigenen Mix schnell mal eben auf ein konkurrenzfähiges Level zu heben, um ihn im Auto, auf dem Handy o.ä. mal kurz und quasi „unter Wettbewerbsbedingungen“ zu überprüfen oder Freunden vorzuspielen. Das Hilfsmittel der Wahl ist dabei ein Limiter, wie er bei den meisten DAWs (digitale Audio-Workstation) schon mit an Bord ist. Ich zeige Dir das heute am Beispiel des Limiters von Studio One 4, die prinzipielle Handhabung ist aber auf nahezu jedes Limiter-Plugin übertragbar.
Zwei Knöpfe für lautere Mixe
Schaut man sich den Limiter an, findet man oft mehr als zwei Regler. Um den Song aber schnell mal lauter zu machen, reichen normalerweise 2 Regler aus, und diese heißen sehr oft und praktischerweise „Input“ und „Output“. Der „Output“ oder „Output Level“ heißt beim Limiter von Studio One übrigens „Ceiling“, und diesen Begriff finde ich tatsächlich viel treffender als „Output“. Denn Ceiling heißt aus dem Englischen übersetzt „Dach“ und verdeutlicht damit sehr gut die Funktionsweise eines Limiters.
Bis hierhin und nicht weiter
Man stelle sich vor, dass der Pegel des Mixes mit dem Input-Regler des Limiters angehoben wird. Damit nun aber nicht Pegelspitzen (Peaks) beim Anheben die magische Grenze von 0 dB reißen, was zu digitalen Verzerrungen führen würde, werden genau diese Pegelspitzen beim Wert, den man bei „Output“ einstellt, so stark komprimiert, dass sie dort wie abgeschnitten wirken. Oder um das Bild der „Ceiling“, also des Daches noch mal zu bemühen: Der Mix wird per Input-Regler mit den Peaks einfach gegen das Dach gefahren, bis er laut genug ist.
Proaktiv defensiv eingestellt
Damit dem Limiter jetzt nicht aus Versehen doch noch der ein oder andere Peak ganz leicht durchrutscht, oder beim Ausspielen sogenannte True Peak (oder Inter-Sample-Peaks) passieren, stellt man die „Ceiling“ oder den „Output Level“ nicht auf 0 dB, sondern sicherheitshalber auf -1 dB. Sollte dann doch noch ein Peak leicht über das eingestellte Maximum gehen, wird er trotzdem nicht die 0 dB überschreiten. Damit ist der Wert von -1 dB als Sicherheitsgrenze anzusehen, nichtsdestotrotz aber auch nur eine Orientierung. Manchmal kann auch -0,5 dB funktionieren, manchmal muss man sogar -2 dB einstellen.
Wie laut darf´s denn sein?
Bleibt noch die Frage, wie laut man den Mix machen sollte bzw. wie man das misst? In den meisten Limitern kann man für die Anzeige einstellen, nach welcher Skala gemessen wird. Ich nutze für den „quick and dirty“-Weg gerne „dB RMS“, denn bei der RMS-Messmethode wird über einen etwas längeren Zeitraum die gemittelte Lautheit des Tracks gemessen. Die schnellen Peaks sind hier weniger relevant, dafür aber die mittlere Lautheit und um die geht es auch beim laut-machen. Interessierst Du Dich noch mehr für Lautheit, wie laut man seinen Song für Streaming macht etc., dann empfehle ich Dir diesen Artikel nebst passendem Video von mir: LUFS und alles, was Du übers laut machen wissen musst
Ran an die Regler
Ich drehe hier den Input-Regler normalerweise so weit hoch, bis die gemittelten Lautheit bei ungefähr -12 dB RMS steht. Damit sollte der Song laut genug fürs Autoradio sein.
Studio One zeigt Dir den RMS-Pegel direkt im Limiter mit zwei weißen Strichen an. Bring diese einfach in den Bereich um -12 dB und schon solltest Du es geschafft haben. Fehlt Dir diese Anzeige in Deinem PlugIn schau einfach nach einem Level-Meter in Deiner DAW. Auch dieser sollte Dir die gemittelten Lautheit in RMS anzeigen können, wie hier zum Beispiel in Logic Pro X:
Laut? Lauter? Oder lieber leiser?
Diese -12 dB RMS sind natürlich nicht in Stein gemeißelt. Man kann durchaus auch rauf bis -8 dB RMS, oder bei Sprache auch eher bei -14 dB RMS bleiben. Hör einfach, wann der Limiter beginnt, das Signal pumpen zu lassen und damit den Klang negativ zu beeinflussen. Bei -12 dB RMS sollte das aber eigentlich kein Problem werden, es sei denn Du hast viele starke Transienten im Mix. Diese solltest Du dann auf der Mix_eben versuchen unter Kontrolle zu bringen. Sei es mit Kompression oder einfach mit dem Lautstärke-Fader am jeweiligen Kanal. Auch Saturation kann starke Transienten einfangen, ohne das Signal zu leise zu machen.