Besser Musik hören bedeutet besser Musik abmischen können
Musik bewusst zu hören ist eine Fähigkeit, die man nicht spontan entwickelt, sondern der man sich ganz gezielt widmen sollte. Denn Du kannst Musik natürlich konsumieren und genießen. Du kannst aber auch ganz bewusst auf einzelne Aspekte in der Musik achten und Dich dadurch nicht nur für das Arrangement, die Texte und die Melodien Deiner Songs inspirieren lassen. Auch grundsätzliche Dinge für den Mix von Musik, wie die Soundbalance, Tiefenstaffelung und Effekte kann man aus jeder Art von professioneller Musik heraushören.
Warum soll ich Musik bewusst hören?
Professionell gemischte Musik ist perfekt, um Dir quasi am „lebenden Objekt“ abzuschauen, wie das eigentlich die Profis machen beim Abmischen von Musik. Denn nur weil Du Dir einen Computer und eine DAW kaufen kannst, weißt Du ja nicht automatisch, wie man Musik abmischt und worauf es dabei ankommt. Da ist es doch super, dass man sich jeden Tag im Radio anhören kann, wie die Profis ihre Musik abmischen. Das Radio als kostenloser Anschauungs-Unterricht. Das einzige, was Du dazu machen musst, ist das Radio anschalten und zuhören.
Wo sollte ich Musik bewusst hören?
Musik kannst Du zunächst einmal überall bewusst hören. Denn Du aber nicht nur grundsätzliche Dinge lernen möchtest, sondern vor allem dafür sorgen möchtest, dass die Mixe Deiner Musik wirklich besser werden, dann hörst Du Dir die Musik in Deinem Studio an, also da, wo Du auch Deine Musik abmischst. Das hat den großen Vorteil, dass Du nicht nur lernst, wie Musik grundsätzlich klingen soll, Du lernst vor allem, wie Musik da klingt, wo DU auch Deine Musik zum Klingen bringen möchtest. Du hörst also nicht nur Musik, Du lernst auch gleichzeitig Deine Abhöre (Monitor-Boxen oder Kopfhörer) gut kennen. Und wenn Du erst mal weißt, wie professionelle Musik dort klingt, dann weißt Du auch, wie Deine Musik dort klingen sollte!
Was muss ich beachten beim „Musik Hören“?
Es ist auf jeden Fall hilfreich, wenn Du bei Hören nicht dauernd abgelenkt wirst. Nimm Dir also regelmäßig und ganz gezielt ein wenig Zeit. 10 – maximal 30 Minuten sollten reichen. Lieber weniger und dafür regelmäßig, als länger und nur selten. Aber trotzdem hilft Dir jede „Sitzung“.
Stell Dir nun immer dieselbe Lautstärke ein. Am besten auch die gleiche Lautstärke, mit der Du mischst. Und wenn Du Schwierigkeiten hast, Dir Dinge zu merken, mach Dir einfach Notizen in einem Buch, in dem Du Deine Beobachtungen beim Hören der verschiedenen Songs dann auch immer mal wieder nachlesen und Dich davon inspirieren lassen kannst.
Worauf soll ich genau achten, wenn ich Musik bewusst hören?
Genau für diese Frage gebe ich Dir im Folgenden ein paar Beispiele, die Dir helfen sollen, Deine Aufmerksamkeit beim Hören von Musik auf nur einen oder zwei Aspekte zu lenken, die Dir auch in Deinem Mix helfen werden. Lass uns also direkt loslegen und ich wünsche Dir nun viel Spaß beim aktiven „Musik Hören“:
Auf diese Dinge kannst Du in allen gleich folgenden Songs hören:
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Wie laut ist die Kick (Bassdrum) im Verhältnis zur Snare?
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Ist die Kick eher fett, spitz, knackig oder klingt sie sogar fast wie eine zu fett geratene Snare?
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Ist die Kick das Instrument mit den tiefsten Frequenzen?
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Spielt die Snare immer, oder nur in bestimmten Song-Teilen?
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Wird die Snare gedoppelt von einem Handclap (Klatscher) und wenn ja immer, hin und wieder oder fehlt die Snare sogar manchmal ganz?
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Ist die Snare trocken, nass oder abwechselnd je nach Songteil?
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Ist die Snare lauter oder leiser als der Gesang?
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Spielt das ganze Schlagzeug / der Beat eher im akustischen Vordergrund oder eher im Hintergrund der Band?
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Ist der Bass das Instrument mit den tiefsten Frequenzen im Mix?
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Spielt der Bass eher kurze knackige Töne oder eher lange Töne, die das Fundament schön andicken?
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Gibt es nur einen Bass, oder eventuell zwei (einer knackig und rhythmisch, einer als Fläche für das Fundament)?
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Wie viele Instrumente spielen in den verschiedenen Song-Teilen (Strophe, Refrain, etc.) gleichzeitig?
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Welche Teile im Song sind eher breit im Stereo-Panorama, welche eher schmal oder sogar mono?
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Welche Teile im Song sind vom Hall her eher trocken, welche „nasser“?
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Wie viel Hall/Delay ist in den einzelnen Teilen auf der Stimme?
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Gibt es einzelne Elemente (Hooks) im Song, die nur hin und wieder auftauchen? Zum Beispiel einzelne kleine Melodien, Synthesizer-Einwürfe, Gitarren-Licks, etc.
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Wie laut sind diese besonderen Elemente und wo im Panorama?
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Spielen im Refrain eher getragene Instrumente mit Flächen-Sounds, die eher ein aufgeräumteres Gefühl erzeugen (auch breite Gitarren-Bretter) oder eher jede Menge kleinere rhythmische Elemente, die stressig und aufgeregt wirken, aber dafür einen luftigen Klangeindruck erzeugen, weil wenig gleichzeitig stattfindet und dadurch viel Platz dazwischen ist?
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Wechseln sich einzelne Songteile mit stressigeren und ruhigeren Teilen ab oder bleibt der Song durchgehend auf seinem „Energie-Level“?
Diese Liste kann man unendlich weiter fortführen und je mehr Elemente, Panorama-Entscheidungen, Lautstärkeverhältnisse und Sounds Du in den Songs entdeckst, um so mehr kannst Du davon für Deinen nächsten Mix lernen.
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Bevor ich zu den Anspieltipps komme, sei mir der Hinweis erlaubt, dass Du im PREMIUM-Bereich vom Recording-Blog ausführliche Song-Analysen findest, in denen ich ganz genau und im Detail die großen Hits analysiere und Dir verrate, was es mit dem Hitfaktor, der Produktion oder auch dem Sound auf sich hat. Falls das für Dich interessant klingt, findest Du alle Informationen zum PREMIUM-Bereich unter dem folgenden Link. Starte hier durch mit Deinem Zugang zur PREMIUM-Bereich und der PREMIUM-Familie!
Anspieltipps und Hör-Anregungen:
Dua Lipa – Don´t start now
- wie wechseln sich Songteile mit Beat und ohne ab und was spielt alles, wenn es richtig abgeht?
- beachte die verschieden gestalteten Songteile
- beachte die Highlights, die die Gitarren-Einwürfe immer wieder setzen, ohne ständig durchzuspielen
Sting – If I ever loose my faith in you
– wie oft spielt der Bass das charakteristische Lick vom Anfang und wann spielt der Bass kurze Noten und wann lange getragene Noten)
– wie laut sind Snare, Kick und Bass im Verhältnis zur Stimme
Foo Fighters – Learning to fly
– wie ist die Dynamik zwischen den Strophen und Refrains – wie viele Instrumente spielen in welchen Teil
– wie sind die Ãœbergänge zwischen den einzelnen Song-Teilen gestalteten
– wann ist der Song eher Mono, wann eher breites Stereo
– ist Dir der Schellenkranz in den Strophen immer auf der vierten Zählzeit aufgefallen?
Iron Maiden – 666 the number of the beast
- wo im Panorama spielen die Gitarren
- wie laut sind die Gitarren im Verhältnis zur Stimme
- spannend: Kannst Du den Song hören und auf mono umschalten, achte mal darauf, wie sich das Lautstärkeverhältnis Stimme zu Gitarre ändert, wenn die Gitarren nicht mehr durch das Panorama von der Stimme separiert werden
- welcher und wie viel Hall ist auf der Stimme
- wie laut sind die Becken im Verhältnis zu Kick / Snare gemischt
Wie kann ich das Gelernte üben?
„Wissen ist nicht können“ – das ist einer meiner Wahlsprüche. Das bedeutet, nur weil Du nun viel beobachtet und Dir gemerkt oder aufgeschrieben hast, wirst Du nicht automatisch ein besserer Mischer. Daher gilt es, das Gelernte jetzt auch in die Tat umzusetzen. Nimm Dir also einen Song in Deiner DAW und versuch Deine Beobachtungen in diesem Mix umzusetzen.
Falls Du keine eigene Musik hast, oder zu wenig, dann hilft Dir vielleicht das große Song-Archiv im PREMIUM-Bereich vom Recording-Blog. Dort findest Du nicht nur über 40 Songs zum selber abmischen. Dort sind auch unzählige MIX-Tutorials, in denen ich Dir Schritt für Schritt zeige, wie ich einen bestimmten Song gemischt habe. Lade Dir zu dem Song dann die nackten Spuren herunter und mische ihn selber in Deiner DAW. Das ganze immer nach Deinem Zeitplan und ohne Druck – ganz wie Du es schaffst.
Bist Du zufrieden mit Deinem Mix, lade ihn hoch in der PREMIUM-Rubrik „Wir hören Deinen Mix“ und bekomme Feedback zu Deinem Mix von mir und den anderen Mitgliedern der PREMIUM-Familie.
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