Warum eine Sub-Kick?
Das Schlagzeug ist aufgenommen oder wahlweise mit einem Drum-PlugIn im Arrangement eingefügt worden und klingt im Prinzip ganz ordentlich, aber irgendwie hat die Bassdrum untenrum keinen echten Wumms. Das kann zum Einen daran liegen, dass man bei der Aufnahme des Drumsets die Bassdrum nicht richtig abmikrofoniert hat oder die Kick vielleicht einen zu kleinen Kessel für richtigen Druck hatte, oder bei der Software-Lösung daran, dass das Kick-Sample von Haus aus nicht genug Druck mitbringt.
Zwei Lösungsansätze
Bei der Aufnahme könnte man dem Problem (sofern zur Hand) mit der Subkick von Yamaha begegnen. Wer sie nicht kennt: Die Subkick ist im Prinzip der berühmte weiße Lautsprecher aus dem noch berühmteren Yamaha-Monitor NS-10 M, der von findigen Studio-Tüftlern mal ein Mikrofonkabel angelötet bekam, vor ein Bassdrumfell gehalten wurde und damit quasi als Mikrofon zweckentfremdet wurde. Das Ergebnis war ein ziemlich druckvoller, tiefer Ton, den man zwar allein nicht gebrauchen konnte, der aber einer Bassdrum passend zugemischt (ACHTUNG: Auf die Phasenlage achten!) richtig Druck im Frequenzkeller machte. Das Ganze funktionierte so gut, dass Yamaha sich entschied, den Speaker schön ordentlich mit einem Gehäuse zu versehen und als eigenständiges Produkt zu verkaufen.
Bei der Software-Lösung könnte man versuchen, die Bassdrum mit weiteren Samples „anzudicken“ (auch hier auf die Phasenlage achten) oder über ein Triggertool einen tiefen, kurzen Sinuston hinzuzufügen, immer wenn die Bassdrum spielt.
Aber es geht auch einfacher:
Die einzige Voraussetzung hierfür ist, dass die Bassdrum einzeln auf einem Kanalzug in der DAW vorliegt. Bei einem klassisch aufgenommenen Set sollte das sowieso der Fall sein, bei einem Plugin kann man das Signal der Bassdrum über einen Einzelout auch aus dem Plugin herausführen. Wenn Ihr nicht genau wisst, wie das geht, schreibt es mir unten in die Kommentare und ich widme mich nochmal separat dem Thema.
Nun erstellen wir einen neuen Aux oder Bus (die Bezeichnung variiert je nach DAW) und schicken das Signal aus dem Bassdrum-Kanal auf den neuen Bus. Der Bus sollte eine Kopie des Originalsignals wiedergeben und um nicht durcheinander zu kommen, benennen wir den neuen Bus schnell noch um in SubKick. Als Nächstes laden wir einen 3-Band-EQ in den Kanal SubKick und setzen einen sehr steilflankigen (36 – 48 dB/Oct) Sicherheits-LowCut bei 30 Hz, damit kein unnötiges „Gerumpel“ unterhalb von 30 Hz durchkommt. Mit einem ebenso steilflankigen HighCut-Filter schneiden wir nun alles oberhalb von 80 hz ab und heben mit einem weiteren Filter bei ca. 63 Hz tüchtig um gute 12 – 15 dB an. Das Ergebnis sollte ein ziemlich muffiger, tiefer Ton sein.
Wenn wir nun noch einen Kompressor in den Kanal laden, können wir mit seiner Hilfe das durch den EQ relativ leise geratene Signal etwas lauter und knackiger gestalten. Hierzu sollte der Kompressor so eingestellt sein, dass er mit einem Kompressionsverhältnis von 4:1 – 8:1, einem schnellen Attack und einem kurzen Release so reagiert, dass der tiefe Ton kurz und knackig und vor allem in entsprechender Lautstärke vorliegt. Der Kompressor sollte zu diesem Zweck um die 4 – 6 dB komprimieren, was wir aber mit dem Makeup-Gain und einer entsprechenden Anhebung um 4 – 6 dB wieder auffangen können. Und mit ein bisschen mehr „Gas“ am Makeup-Gain können wir das Signal bei Bedarf auch noch etwas lauter machen.
Fertig – abwischen!
Den Fader der Subkick können wir jetzt komplett herunterziehen und beim Abspielen des gesamten Sets der Bassdrum hinzufügen, bis der „Wumms-Level“ der Kick unserem Geschmack entspricht. Achtet aber bitte darauf, dass Ihr auf Eurer Abhöre auch nachvollziehen könnt, was Ihr dazumischt und schaut im Zweifel auf einen Analyzer, der anzeigt, wie stark der Tiefbass-Bereich angehoben wird. Denn was nach dieser Methode auf kleinen Speakern vielleicht noch völlig OK klingt, könnte im Auto oder in einer Disko die Pappen direkt aus der Box „schießen“. Also Augen/Ohren auf beim SubKick-Mischen!
Viel Spaß beim Nachbauen und wenn Ihr das Ganze noch mal im Bild sehen möchtet, schaltet einfach in meinen Youtube-Kanal, denn dort findet Ihr unter diesem Link das Ganze noch mal in Ton und Bild: