Kostenlose PlugIns sind immer gern genommen, aber die wirklich guten zu finden ist gar nicht so einfach. Perfekt, wenn man einen Mastering Engineer wie unseren Freund Björn Schlüter (www.storiamstering.com) kennt, der uns in diesem Artikel seine Top5 der kostenlosen PlugIns für den Mastering-Prozess oder auch einfach für Deinen Master-Bus verrät.
Kostenlose PlugIns fürs Mastering
5 Kandidaten aus seinem täglichen Gebrauch hat uns Björn für diesen Artikel und das dazugehörige Video zusammengestellt. Im Video übrigens auch noch gespickt mit Tipps und Erfahrungen aus seinem Alltag als professioneller Mastering Engineer. Dabei präsentiert er sowohl klangbeeinflussende als auch messende kostenlose Plugins. Beide sind speziell beim Mastering wichtig, aber natürlich können wir hier nur eine kleine Auswahl vorstellen. Dennoch kannst Du mit diesen Plugins auf professionellem Level, aber ohne professionelle Geldanforderungen Deine Musik mastern, messen und optimieren.
1. CORAL BAX-TER EQ von Acustica Audio
Ein BAX-EQ genießt unter Audiofreunden so etwas wie Legendenstatus, denn er ist vor allem für seine weichen und musikalisch klingenden EQ-Bänder bekannt. Der eher filigrane Ansatz bei der Sound-Gestaltung durch die einzelnen EQ-Bänder macht den BAX-EQ damit quasi zu einem optimalen Partner beim Mastering oder auf Deinem MasterBus. Toll, dass es einen echten BAX-EQ sogar kostenlos gibt.
Acustica Audio bietet über seine globale Installationsplattform „Aquarius“ (hier zum Download bei Acustica Audio) neben den kostenpflichtigen auch kostenlose PlugIns an. Einfach auf der Homepage gratis registrieren, Aquarius installieren, mit dem Account verbinden und schon kannst los gehen. Angeboten werden Versionen für Windows PC und Mac OSX in den PlugIn-Formaten AU, VST2 VST3 sowie AAX.
2. TDR Nova von Tokyo Dawn Records
Das fleißigste Bienchen in Deinem PlugIn-Werkzeugkoffer kommt von Tokyo Dawn Records und hört auf den Namen TDR Nova. Der TDR Nova (hier zum Download) ist nicht nur ein einfacher parametrischer 4-Band-EQ mit variablem Low- und Hi-Pass-Filter. Ähnlich wie das berühmte EQ-Schlachtschiff ProQ3 von Fabfilter stattet der TDR Nova seine 4 Bänder mit einer dynamischen Erweiterung aus. Man kann also nicht nur statisch anheben bzw. absenken, man kann dies auch variabel und abhängig vom Signal dynamisch wie bei einem Multiband-Kompressor machen.
Im Gegensatz zum Fabfilter ProQ3 kann man beim TDR Nova nicht nur den Threshold, also den Arbeitspunkt des dynamischen EQ-Bandes einstellen, sondern zusätzlich Attack und Release. Und damit bietet der TDR Nova sogar zwei Profi-Features, die bei Fabfilter dem großen Multiband-Kompressor ProMB vorbehalten bleibt – Chapeau TDR Nova!
3. Coffee – The PUn von Acustica Audio
Ein weiteres Highlight aus dem Hause Acustica Audio und zudem mit dem leicht modernisierten Pultec-Klon „The PuN“ (Installation wie beim Bax-Ter über Aquarius) eine weitere EQ-Legende in modernem Kleid. Im Gegensatz zu einem Feingeist wie dem Coral BAX-TER EQ kann „Coffee – The PUn“ aber auch kraftvoll zugreifen. Speziell im Bassbereich bringt er das Pultes-übliche Pfund mit, ohne dabei der Einschränkung der zwei überlappenden EQ-Bänder im Pultec zu unterliegen. Vielmehr bekamen Absenkung (Cut) und Anhebung (Boot) von Acustica Audio eigene Frequenzregler spendiert und zeigen sich damit deutlich flexibler als das große Vorbild.
Wie auch der Coral BAX-TER EQ bietet „Coffee – The PUn“ einen „PRE-Schalter“, der den Sound und die Obertöne eines analogen Vorverstärkers emuliert. Damit verlässt er zwar endgültig das Feld des filigranen Mastering-PlugIns, bietet damit aber durchaus eine Möglichkeit einem eventuell zu sauberen Digital-Mix die nötige analoge Färbung mitzugeben. Nichts für „immer drauf“, aber definitiv eine spannende zusätzliche Farbe!
4. BX_SOLO von BRAINWORX / Plugin Alliance
Kommen wir von den klangebeinflussenden Plugins zu den Mess- und Bewertung-PlugIns. Um sich beim Mastering nicht von den eigenen Ohren täuschen zu lassen ist es hilfreich, den Mix auch mal aus einer anderen akustischen Perspektive zu überprüfen. Zu diesem Persepektivwechsel gehört auch (und vor allem im Mastering) sich das Mitte- (Summe) und das Seite-Signal (Differenz) getrennt voneinander anzuhören. Falls Du keine Ahnung haben solltest, wovon ich gerade schreibe, empfehle ich Dir diesen Artikel, in dem ich mich ausführlicher mit diesem Thema auseinandersetze und Hintergründe, Vorteile und sonstiges leicht verständlich erkläre.
Ein wichtiger Vorteil des BX_SOLO aus dem Hause BRAINWORX (unter der Flagge der PlugIn Alliance, hier zum Download) ist, dass man eben genau das Mono- vom Stereo-Signal getrennt abhören kann. Ein Klick auf „M Solo“ (Mitte Solo) und schon erklingt der Mix Mono und mann kann überprüfen, ob er da Probleme hat. Alternativ klickt man auf „S Solo“ um die Differenz zum Mono-Signal und damit die Stereo-Anteile zu prüfen. Hier kann man zum Beispiel ganz schnell erkennen, ob im Seiten-Signal zu viel tieffrequente Anteile enthalten sind, die eigentlich dem Mitte-Signal vorbehalten sein sollten. Zumindest, wenn man einen klaren und sauberen Mix mit druckvollem Bass haben möchte.
5. Youlean Loudness Meter 2 von Youlean Software
Der Programmierer Julijan Nikolic war fasziniert von Metering-PlugIns, also PlugIns, mit denen man die Lautheit und weitere dynamische Eigenschaften eines Songs messen und ablesen kann. Allerdings fiel ihm auch auf, dass die vorhandenen Plugins dieser Sparte ein saftiges Preisschild hatten. Kurzerhand setzte er sich an seinen Rechner und programmierte „mal eben“ ein eigenes Plugins mit dem schönen Namen „Youlean Loudness Meter“, das nach einer längere Beta-Phase nun in der finalen Version 2 vorliegt und das Du dir hier herunterladen kannst.
Mit dem Youlean überprüfst Du nicht nur mit dem LUFSi-Wert die absolute Lautheit Deines Mixes, sondern auch häufiger mal unterschätzte Werte wie „True Peak“ und „Dynamic Range“. Speziell zum Thema Lautheit, „Wie laut darf mein Mix sein?“ und „Was hat es mit LUFS genau auf sich?“ habe ich schon mal einen ausführlichen Artikel geschrieben, den Du hier findest!
Fazit
Es ist schon faszinierend, auf welch hohem Niveau heutzutage kostenlose Plugins angeboten werden, die noch vor 5 Jahren eine Riesenmenge Geld gekostet hätten. Mehr denn je kommt es aber gerade beim Mastering und auf dem MasterBus auf den gefühlvollen und zielgerichteten Einsatz dieser Werkzeuge an. Aber aufgrund der Großzügigkeit der jeweiligen Programmierer ist dies zumindest für wirklich jeden Interessierten auch kostenlos möglich. Und bist Du zufrieden mit der Leistung der kostenlosen Plugins, dann lass den Erschaffern dieser Plugins auch ein wenig Anerkennung zukommen, indem du später mal das ein oder andere kostenpflichtig VST-PlugIn bei ihnen erwirbst. Denn so schließt sich dann auch der Kreis vom Geben und Nehmen!