Man kennt das, die A- oder E-Gitarre klingt eigentlich ganz gut, aber irgendwie nicht fett genug, nicht groß genug. Sofort schwirrt einem durch den Kopf: OK, die muss ich doppeln! Aber wie mache ich das am besten?
Was ist doppeln?
Das Wort Doppeln ist ja im Prinzip selbsterklärend, denn wenn etwas doppelt vorliegt, ist es nicht alleine, also mindestens zweimal vorhanden – so weit, so gut! Nehmen wir als Grundsituation mal an, wir haben eine Gitarre aufgenommen, die in der Mitte positioniert ist und nun fetter klingen soll.
Doppeln ohne Neuaufnahme
Falls man nicht neu aufnehmen kann (z.B. weil der Gitarrist nicht mehr da ist) oder will, reicht es aus, eine neue Spur zu erstellen und die vorhandene Gitarre in diese zu kopieren. Jetzt liegt sie auf zwei Spuren vor, ist aber nicht „gedoppelt“, sondern insgesamt nur zweimal vorhanden und damit erst mal nur lauter. Wenn man jetzt aber ein Stereo-Delay in die neue Spur lädt, und die Delay-Zeit für links und rechts auf zwei sehr kleine, unterschiedliche Werte stellt (z.B. Links 5 ms, rechts 10 ms) und dazu die MIX-Regler auf 100 % stellt, damit nur das verzögerte Signal durchkommt, wird der Mix sofort breiter und fetter. Ganz einfach!
Klassisches Doppeln
Aber die Königsdisziplin ist natürlich das klassische Doppeln, also die erneute Aufnahme der Gitarrenspur. Hierzu gibt es nun zwei Szenarien:
Soll die Gitarre nicht aus der Mitte kommen, aber fetter klingen, pannt man das Original-Signal nach links und nimmt auf einer neuen Spur (Pan hart rechts) den Track noch mal neu auf.
Soll die Gitarre weiterhin in der Mitte bleiben, aber fetter klingen, nimmt man auf zwei neuen Spuren, die jeweils hart links und rechts gepannt werden, das Gleiche noch mal auf und regelt beide Seiten nach Geschmack dem Signal in der Mitte hinzu.
Einfach mal die Lage wechseln
Beide Varianten des klassischen Doppelns kann man noch verfeinern, indem man auf einer der Außen-Spuren nicht ganz das Gleiche aufnimmt, sondern bei der Gitarre einfach mal eine Lage höher spielt, also zum Beispiel 5 Bünde höher! Die Akkorde bleiben dieselben, der Rhythmus auch, aber die Akkorde klingen durch das geänderte Griffmuster einfach anders und höher! So wird die Gitarre nicht nur fetter, auch das Klangbild wir noch größer! Rammstein arbeiten meines Wissens nach, zum Beispiel so, in Teilen aber auch AC/DC  – dann allerdings ohne Gitarre in der Mitte. Es funktioniert also bei akustischen wie auch elektrischen Gitarren wunderbar.
Up, up and away
Das Ganze kann man nun noch auf die Spitze treiben, indem man auf beiden Seiten in unterschiedlichen Lagen zum Original-Signal in der Mitte spielt. Der Gesamtsound wirkt noch breiter, seidiger und insgesamt größer. Und (!) man lässt das Signal aus der Mitte in einem dichten Mix größer erscheinen, ohne hierbei aufdringlich zu wirken – ein sehr schönes Tool!
Richtig ist, was gefällt
Bei allen Varianten gilt natürlich wie bei allem im Recording-Bereich: Richtig ist, was gefällt. Es gibt kein gut oder schlecht, sondern nur „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ und daher ist ausprobieren ausdrücklich erlaubt!