Meine Lieblings DAW ist Logic Pro X. Und wenn Du auch eine Lieblings DAW (Digitale Audio-Workstation) hast, dann kennst Du das hier auch: Es gibt Dinge, auf die Du nicht verzichten möchtest, Dinge, die der Software-Entwickler deutlich besser lösen könnte und Dinge, an die man sich gewöhnt hat, auch wenn sie nicht schön sind. Mir sind in letzter Zeit mal 5 Dinge aufgefallen, die ich in Logic Pro X liebe, hasse oder toleriere und die findest Du in diesem Artikel. Hast Du in Deiner DAW auch 5 oder mehr solcher Dinge, dann lass sie mich und uns gerne mal unter dem Artikel in den Kommentaren wissen. Ich bin gespannt, was bei Dir so akut ist?!
1. Der Channel-EQ von Logic Pro X
Es gibt Plugins, die zähle ich zu den absoluten Arbeitstieren. Sie sind unauffällig, machen genau das was sie sollen und sind im Idealfall bereits in der DAW integriert. Sie machen also nicht durch unnötige Abstürze aus sich aufmerksam. Der Channel-EQ von Logic Pro X ist so ein Kandidat, der nicht nur ein Arbeitstier ist, sondern auch noch ein paar versteckte Funktionen mitbringt, die man sonst nur aus kostenpflichtigen Plugins kennt.
Das wäre zum einen die Tatsache, dass man mit dem Channel-EQ nicht nur das gesamte Stereo-Signal bearbeiten kann, sondern auch ganz gezielt nur die linke oder rechte Seite, noch wichtiger aber die Mitte oder Seite! Warum das so wichtig ist und was man mit einem Mitte-Seite-tauglichen Equalizer machen kann, habe ich hier schon mal genauer beschrieben. Der Channel-EQ bringt das Feature auf jeden Fall kostenlos mit bekommt allein dafür schon das Prädikat wertvoll.
Möchte man aber neben diesem „normalen“ Equalizer auch noch mal hören, wie sich ein phasenstabiler EQ mit der aktuellen Einstellung schlägt, dann kann man auch das ganz einfach machen. Was es übrigens mit phasenstabilen EQs und ihren Vor- bzw. Nachteilen auf sich hat, kannst Du hier noch mal nachlesen. Möchtest Du mal eben umschalten musst Du nur im Mixer noch mal auf den Channel-EQ klicken und dann bei der Auswahl des PlugIns den Linear-Phase-EQ auswählen.
All Deine Einstellungen bleiben erhalten und Du kannst direkt hören, wie sich dieser zweieiige Zwilling des Channel-EQ mit dem Signal so schlägt – toll!
2. Verbessertes Undo in Logic Pro X
Jahrelang war ich bei der Benutzung von Logic ein wenig neidisch auf andere DAWs wie zum Beispiel Studio One, weil diese einfach ein besseres Undo mit an Bord haben. Verstellt man in Studio One aus Versehen mal ein Plugin oder einen Fader, reicht ein Klick auf Undo oder die Tastenkombination STRG-Z (CMD-Z beim MAC) und schon ist alles wieder wie vorher. In Logic ging das irgendwie nicht und ich fand das zwar blöd, hatte mich aber damit arrangiert. Bis ich herausgefunden habe, das Logic die Funktion sehr wohl hat, nur eben nicht in den Einstellungen, sondern in der Undo-Liste versteckt.
Wenn Du den Undo-Verlauf über das Menü „Bearbeiten / Undo-Verlauf“ öffnest, kannst Du oben rechts auch aktivieren, das Plugins und Fader mit aufgezeichnet werden. Nun ist das Undo von Logic so potent wie in anderen DAWs und ich bin glücklich!
3. Screensets / Fernster-Anordnungen speichern
Moderne DAWs, also auch Logic Pro X, verfolgen den Ansatz einer „All in One“-Oberfläche. Mit anderen Worten man kann in der Standardansicht mit einem Shortcut (also einer speziellen Tastenkombination) jede gewünschte Ansicht aktivieren. Egal ob Mixer, Event-Manager, Pianorolle usw. . Logic bringt aber aus seinen Anfangstagen auch das Feature „Fensteranordnung“ (engl. Screensets) mit, das sich unter der schnöden, fast zu übersehenden Zahl links neben dem Menüpunkt Hilfe versteckt. Klickt man auf die Zahl (meistens eine „1“) findet man ein Menü, mit dessen Hilfe man sich unterschiedliche Fensteranordnungen anzeigen lassen kann.
So habe ich mir unter 2 (einfach die Taste „2“ drücken) eine Fensteranordnung angelegt, mit der ich meine MIDI-Daten auf einen Blick bearbeiten kann, unter 3 einen großen Spur-Editor und unter 4 ein Arrangement mit einem reduzierten Mixer ohne Schnickschnack zurechtgelegt. Alles mit einem druck auf die Zahl und schon sieht es anders aus als auf dem Startbildschirm.
Willst Du Dir eine Fensteranordnung zurechtlegen, drück einfach eine Zahl, arrangiere die Fenster Deiner Wahl nach Deinem Geschmack und vergiss dann nicht im Menü auf verriegeln zu drücken und den Song abzuspeichern. Willst Du immer die gleichen Fensteranordnungen haben, dann leg sie Dir einmal in einem leeren Projekt an und speichere das dann als Vorlage. Wenn Du nun jeden Song mit der leeren Vorlage startest, sind automatisch Diene Fensteranordnungen so am Start, wie Du es gerne magst. Ich liebe dieses Feature!
4. Bus Reihenfolge sortieren in Logic Pro X
Wenn mich etwas an Logic nervt, dann betrifft es in der Regel den Mixer. Die Fader sind zu kurz, zu klein und lassen sich nicht in der Größe anpassen. und man kann die Busse nicht frei sortieren, sondern sie werden in der Reihenfolge angezeigt, in der sie angelegt wurden. Das ist sowas von 1990er, dass es zwickt …
Zum Glück kann genau dieses Manko über einen kleinen Umweg umgangen werden. Denn wenn man alle unbeweglichen Busse im Mixer markiert und mit einem Rechtsklick darauf klickt, kann man für die Busse eine Spur im Arrangement erzeugen. Und weil man diese dann wieder frei positionieren kann, werden so auch die Busse flexibel positionierbar. Positiver Nebeneffekt: Man kann auch gleich noch jede Menge schöner Automationen in die Busse schreiben. Und deshalb kann ich damit auch gerade noch so leben!
5. kostenloser Mono-Maker in Logic Pro X
Frequenzen unterhalb von 80 – 100 hz sind in der Regel von unserem Gehör nicht eindeutig zu orten und werden von Boxen kugelförmig abgestrahlt, also nicht so gerichtet wie höhere Frequenzen. Außerdem ist es sinnvoll, dass Bassfrequenzen zu gleichen Teilen aus beiden Boxen kommen, damit sie mehr Druck machen. Kommt etwas aus beiden Boxen aber gleich heraus, ist es mono. Und wenn die Bassfrequenzen unterhalb von 80 – 100 hz mono erklingen, wird nicht nur der Mix druckvoller, er wird auch aufgeräumter und damit transparenter.
Also gilt es zu verhindern, dass Frequenzen unterhalb von 80 – 100 hz irgendwo im Stereofeld herumwabern. Dazu kann man entweder von Brainworx den Mono-Maker nehmen (z.B. hier im bx-control Plugin zu finden), der in diversen PlugIns der Schmiede aus Leverkusen „verbaut“ ist. Oder man nimmt den kostenlosen Direction-Mixer aus Logic Pro X:
Der Direction Mixer verbirgt sich im PlugIn-Untermenü „Imaging“ und kann zunächst einmal die Stereo-Breite eines Stereo-Signals beeinflussen. Stellt man ihn aber mit einem Klick auf den Split-Schalter um, kann man einen Bereich unter- bzw. oberhalb der Grenzfrequenz separat im Stereo-Feld bearbeiten. Zum Beispiel wie im Bild oben alles unterhalb von 80 hz in Mono (Spread Low auf 0.00). Und damit macht der Direction Mixer nichts anderes als der Mono-Maker.
Auch hier ist noch ein kleiner zusätzlicher Hack möglich. Denn wenn Du zusätzlich alles oberhalb der Grenzfrequenz bei Spread High subtil um nicht mehr als 0.08 verbreiterst, wird der ganze Mix noch ein Stück größer. Und wenn man das auch noch zwischen Strophe und Refrain automatisiert, dann … Ende offen ^^
Fazit
Nur 5 Dinge, die ich in Logic liebe, hasse oder einfach damit zu leben gelernt habe. Aber sie zeigen, wie flexibel eine moderne DAW heutzutage ist, und dass trotz aller Funktionsvielfalt immer noch kleine Mankos und Baustellen übrig bleiben. Man braucht ja immer noch Möglichkeiten sich im nächsten Update zu verbessern. Die sind übrigens bei Logic Pro X grundsätzlich kostenlos, was diese DAW (außer mit Blick auf die APPLE-Hürde) zur günstigsten professionellen DAW am Markt macht. Und das mit Abstand, denn mit 260 Euro kostet Logic gerade mal die Hälfte von z.B. Cubase, und das ohne jede Einschränkung und inklusive kostenloser Updates!