Der Rear Bus Trick von Andrew Scheps ist so etwas wie der zweieiige Zwilling der New York Kompression-Methode! Sehr ähnlich im Ansatz und mit demselben Ziel, aber dann doch unterschiedlich in Umsetzung und Sound. Dass es sich trotzdem lohnt, beide Tricks drauf zu haben, versteht sich von selbst, und welcher Dir besser gefällt entscheidest Du am besten von Mix zu Mix!
Parallele Kompression wie bei Andrew Scheps
Ist der Mix erst einmal fertig, gibt es verschiedene Methoden den Klangeindruck noch intensiver und dichter zu gestalten. Ein beliebtes Mittel der Wahl ist hierbei die Parallel-Kompression, oft auch New York Kompression Methode genannt. Was es genau damit auf sich hat, erfährst Du in diesem Artikel. Der Mix-Engineer Andrew Scheps (u.a. Adele, Red Hot Chili Peppers, Jay-Z uvm.) hat zu einer Zeit, als er noch an einer echten Konsole gemischt hat, seine ganz eigene Version von paralleler Kompression am Ende des Mixes entwickelt.
Andrew Scheps und sein Rear-Bus
Andrew saß an seiner NEVE-Konsole, die neben dem eigentlichen Stereo-Master-Bus auch noch zwei Mono-Busse für zwei hinten liegende Speaker hatte – der sogenannte Rear-Bus. Diese stammten noch aus der Zeit, als Musik in den 1970er Jahren für Quadrophonie-System mit 4 Lautsprechern abgemischt wurde. Die Quadrophonie setzte sich nicht im breiten Markt durch, also hatte Andrew zwei Mono-Busse auf der Konsole übrig. Und die nutzte er ab sofort für seinen berühmten Rear-Bus-Trick, um seinen eigentlich fertigen Mix jeweils noch ein wenig dichter und homogener klingen zu lassen.
Der Rear-Bus-Trick in der DAW
Das Prinzip vom Rear-Bus-Trick ist schnell erklärt: Du sendest einfach alle Signale Deines Mixes bis auf Schlagzeug und Percussion auf einen separaten Mix-Bus, der im Ausgang dann auf dem Master-Bus herauskommt. Dieser quasi Schlagzeug-lose Mix wird nun parallel zum eigentlichen Mix komprimiert und dann leise hinzugemischt, bis der Mix homogener und fetter klingt. So weit, so einfach, aber für den echten Rear-Bus-Trick brauchst Du noch eine Spezial-Zutat!
Dual Mono Kompressor – das Herz vom Rear-Bus-Trick
Denn aufgrund der Tatsache, dass Andrew auf der Konsole zwei Mono-Buse für seinen Trick nutzte, kamen natürlich damit dann auch zwei unabhängige Mono-Kompressoren zum Einsatz. Möchtest Du das also originalgetreu nachbilden, benötigst Du in der DAW für Deinen „echten“ Rear Bus Trick einen Kompressor in der Dual-Mono-Version. Das stellt sicher, dass das linke sowie das rechte Signal unabhängig von der anderen Seite komprimiert wird. In Logic Pro X muss man dazu bei der Auswahl des PlugIns nur beachten, dass man nicht die Stereo-Variante, sondern die „Dua-Mono“-Variante wählt.
Dual-Mono in Studio One 5 nachbauen
Kleiner Exkurs: Um auch in Studio One einen Dual-Mono-Kompressor einzusetzen, benötigst Du den Einsatz des Kanal-Splitters. Wie dieser genau funktioniert, habe ich hier schon mal erklärt. In unserem Fall öffnest Du für Deinen Rear-Bus den Kanaleditor und legst im Routing-Fenster einen Kanal-Splitter an, der das Signal in einzelne Stränge für Links und Rechts aufteilt. In diese einzelnen Stränge kannst Du nun jeweils einen Kompressor laden und bekommst damit quasi ein Dual-Mono-Setup, das in der Funktion der Variante aus Logic Pro X in fast nichts nachsteht, nur ein wenig komplizierter aufzusetzen und zu bedienen ist. Achte darauf, dass Du für beide Seiten die exakt gleichen Einstellungen im Kompressor wählst, sonst klappt der Trick nicht.
Kompressor einstellen für den Rear-Bus-Trick
Nachdem wir nun wissen, dass wir einen Dual-Mono-Kompressor benötigen, stellt sich noch die Frage, was fr einen Kompressor denn? Andrew Scheps nutzt einen 1176-Kompressor. In seinem Fall der 1176AE von Universal Audio, weil der eine 2:1-Ratio anbietet. Alternativ geht aber auch ein ganz normaler 1176 mit 4:1 Ratio, wie die Versionen von Waves, Logic oder sogar dem Fat Channel von Studio One.
Hier stellst Du nun die Attack auf den langsamsten Wert (Knopf ganz nach links drehen), die Release auf 5 (Knopf ca. 14 Uhr-Einstellung) und regelst mit dem Input-Regler nun so, dass Du eine Kompression von max 5-7 db bekommst. Achte darauf, dass der Kompressor vor dem Drehen eines Knopfes im Couple-Modus (also beide Kanäle zusammen) bedient wird, da man sonst schnell für links und rechts unterschiedliche Werte einstellt und sich fragt, warum der Trick nicht funktioniert!
Der Rear-Bus-Trick macht den Mix dichter und lebendiger
Wenn Du den Rear-Bus jetzt so eingestellt hast, kannst Du im nächsten Schritt Deinen kompletten Mix abspielen und je nach Geschmack mal mehr mal weniger vom Rear-Bus hinzudrehen. Nicht zu viel, da ansonsten die Drums zu leise werden könnten, aber eben auch nicht u wenig. Und wenn Du den Rear-Bus per Automation sogar nur im Refrain hinzugibst, kann der Effekt noch krasser sein! Viel Spaß beim Ausprobieren.