Ok, der Titel klingt reißerisch, aber mit diesen 7 EQ-Tipps und Einstellungen kannst Du nahezu jede Stimmaufnahmen – egal ob Rap, Schlager, Podcast oder Hörbuch – in die richtige Form bringen. 7 einfache Schritte, die nahezu jede Stimm-Aufnahme gut klingen lassen und in Deine Musik einbetten.
Wichtiges vorab
Jede Aufnahme ist anders, da nicht nur der Künstler vor dem Mikro, sondern auch das Mikro selbst, der Preamp, der Raum und so weiter unterschiedlich sind. Alle Schritte und Einstellungen, die ich Dir hier verrate, sind demnach Startpunkte und müssen immer im Kontext mit Deiner Aufnahme gesehen werden. Sie sollen also auf keinen Fall exakt, unkritisch und gebetsmühlenartig übernommen und angewendet werden. Vielmehr ist mir wichtig, dass Du das Prinzip hinter jedem Schritt verstehst um im nächsten Schritt zu wissen, wie Du die jeweiligen Schritte bei Deiner Aufnahme anwenden bzw. modifizieren kannst – oder gegebenenfalls auch auf den ein oder anderen Schritt verzichtest?! Möchtest Du mit meinen Aufnahmen experimentieren, dann kannst Du Dir diese als Mitglied hier herunterladen .
EQ-Basics
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1. Aufräumen mit Low Cut | Hi-Pass
Mit einem Low-Cut -Filter (aka Hi-Pass-Filter) beseitigst Du schnell und einfach niedrig-frequente Störgeräusche unterhalb von 80-100 hz bei Männern und 100 – 120 hz bei Frauenstimmen. Das können zum Beispiel Trittgeräusche sein, die sich im Mikro verstärken, Netzbrummen oder sonstige tiefe Störgeräusche. Du kannst ruhig eine Flankensteilheit von 12 – 24 db/ Oktave einstellen. Wichtig ist nur, dass Du den LowCut nicht so hochdrehst, dass das Signal im Mix zu dünn klingt. Dann einfach ein paar hz zurückdrehen und schon hast Du den richtigen Punkt erwischt.
2. Nicht zu nah mit LowShelve
Standen Sängerin/Sänger oder Sprecherin/Sprecher bei der Aufnahme etwas näher am Mikro, neigen Mikrofone mit der Richtcharakteristik Niere dazu, mit einem Nahbesprechungseffekt die tiefen Mitten zwischen 150 – 200 hz im Verhältnis zum Rest überzubetonen. Das kann gewollt sein, aber in einem dichten Mix dem Bass in die Quere kommen. Ein weiterer Nebeneffekt von zu viel Tiefmitten ist, dass SprecherIn/SängerIn gefühlt näher am Zuhörer dran sind. Ist Dir das zu viel oder kommt der Gesang dem Bass in die Quere, hilft es mit einem LoShelve-Filter den Bereich ab 200 hz abwärts großflächig (mit breitem Pinselstrich) abzusenken.
3. Mehr Klarheit ohne pappige Mitten
„Pappig“ nenne ich diese Mitten zwischen 350 und 500 hz immer, weil sie so klingen, als wenn man gegen einen Karton klopfen. Diese Mitten sind in vielen Fällen (nicht allen!) eher unangenehm und sorgen für ein deutlich angenehmeres Klangbild, wenn man sie leicht absenkt. Hierzu zwschen 350 und 500 hz mit einem Bell-FIlter im EQ den BErecih ab-sweepen (Infos zum Sweepen findest Du hier) und wenn Du einen besonders unangenehmen Bereich gefunden hast, einfach um 2-3 dm leicht absenken. Das sorgt für Klarheit und einen angenehmen Gesamtsound.
4. Durchsetzungskraft und Sprachverständlichkeit
Unser Gehör ist besonders empfindlich im Bereich zwischen 2 und 4 khz. Daher wirken breitbandige Anhebungen in diesem Bereich immer sehr förderlich für die Sprachverständlichkeit. Breitbandig deshalb, da man bei der Benutzung eines EQ beachten sollte, das man beim Anheben von Frequenzbereichen eher britbandig (also mit einem niedrigen Q-Faktor) und beim Absendken eher schmalbandig vorgeht (hoher Q-Faktor). Breitbandige Absenkungen sind zwar auch völlig OK (wie übrigens alles, was dem Sound hilft), schmalbandige Anhebungen sollten aber außer als gewollter Effekt eher unterbleiben.
Anhebungen bei 2 – 4 khz sollten nru recht dosiert vorgenommen werden, da sie schnell auch ätzend und schrill wirken können. In homöopathischen Dosen sorgen sie aber für mehr Durchsetzungskraft der Stimme auch im dichtesten Mix!
5. Mehr Glanz mit Hi-Shelve oder Pultec
Hebt man mit einem Hi Shelf oberhalb von 8 – 10 khz leicht an, bekommt die Stimme noch mal einen deutlich „luftigeren“, leichteren Sound. Auch hier sollte man gefühlvoll und eher zurückhaltend vorgehen, kann dann aber die Stimme noch mal klarer und freundlicher gestalten. Bei einem parametrischen EQ nimmt man einen Hi Shelf, ich bevorzuge allerdings einen Pultec-Style-Equalizer wie er in vielen Varianten am Markt erhältlich, aber auch in einigen DAWs schon eingebaut ist. Der Grund hierfür ist, dass diese Art EQ etwas musikalischer und gutmütiger mit dem Material umgeht und immer irgendwie besser klingt als ein „schnöder“ parametrischer EQ. Versteh mich nicht falsch, der hat auch seine Berechtigung, aber ich mag den Pultec nunmal zum Anheben von Höhen lieber!
6. Nahbesprechung dynamisch im Griff
Solltest Du den Nahbesprechungseffekt mit dem statischen Lo Shelf aus Punkt 2 nicht unter Kontrolle bekommen, oder den Einruck haben, dass trotzdem noch ein paar kleinere Frequenzen „durchblitzen“ und zu laut sind, gibt es noch einen Möglichkeit hier mit dem dynamischen EQ einzugreifen. Ich nutze zu diesem Zweck den TDR Nova, den ich hier shcon mal genauer vorgestellt habe.
Ich wähle auch hier einen Lo Shelf der ab 200 hz abwärts alles bearbeitet. Allerdings senke ich mit diesem nicht statisch ab, sondern regele mit dem Threshold dieses Bandes soweit runter, bis die unangenehmen Frequenz-Peaks vom Kompressor „eingefangen“ werden, der Rest des Signals aber unbearbeitet durchfließt. So reagiert dieser EQ nur dynamisch auf Pegelspitzen unterhalb von 200 hz, macht das Signal ansonsten aber nicht dauerhaft dünner.
7. S-Laute dynamisch im Griff
Das gleiche Prinzip wie in 6 kann man sich auch zunutze machen, um den dynamischen Equalizer als De-Esser zu benutzen. Also um überlaute S- oder Zischlaute in den Griff zu bekommen. Statische Equalizer sind hier traditionell im Nachteil, da man mit ihnen nur das ganze Signal dumpfer macht. Der dynamische EQ greift dagegen nur ein, wenn die S- oder Zischlaute wirklcih zu präsent werden. Hierzu wähle im TDR Nova das letzte Band aus und stelle es in den Hi Shelf Modus, Ich starte in der Regel bei 7 khz, was DU auch machen kannst- Überprüfe dennoch späte rnochmal, ob Du bei Deinen Aufnahmen vielleicht shcon etwas früher anfangen musst, oder auch ohne Probleme höher ansetzen kannst. Jetzt noch mit dm Threshold so weit runterregeln, bis die S- und Zischlaute sicher komprimiert und eingefangen werden, der REst des Signals aber unbearbeitet durch den EQ läuft.
Fazit
Du musst nicht immer und a alle dieser sieben Tipps benutzen. Aber ich hoffe, dass Du ein wenig mehr Verständnis für die einzelnen Einsatzbereiche der hier genannten Frequenzen entwickeln kannst. Nur so greifst Du demnächst bei einem erkannten Problem ganz gezielt zum EQ, und nicht nur „weil man das halt so macht“ oder weil Du das mal in einem Youtube-Video gesehen hast. Ich wünsche Dir dabei viel Spaß, noch mehr Erfolg und natürlich den finalen Step bei der „Mission Welthit“.