Ein Mikro, ein Song: Schlagzeug aufnehmen und bearbeiten

Von Jonas  |  1 Mikro, 1 Song 

Schlagzeug mit einem Mikro aufnehmen

Neben dem Gesang gilt die Aufnahme eines Schlagzeugs als Königsdisziplin im Heimstudio wie auch im großen Tonstudio. Die Aufgabe, dass man normalerweise irgend etwas zwischen 4 und 12 Mikrofonen phasensauber aufstellt und im Mix ausbalanciert, ist eben nicht trivial. Sie bedarf einigem an Fingerspitzengefühl, Handwerk aber auch KnowHow im Mix. Dagegen wirkt die Aufnahme eines Schlagzeugs mit nur einem Mikro gerade zu banal. Ist sie aber nicht unbedingt!

Ein Mikro für ein Schlagzeug

Die Tatsache, dass ein Schlagzeug allein schon von der räumlichen Ausdehnung her gesehen so viel größer ist als zum Beispiel ein Gitarrenverstärker, wirft die Frage nach der bestmöglichen Positionierung des Mikros auf. Ich sage ganz bewusst nicht „richtigen Positionierung“, da es diese meiner Meinung nach nicht gibt und zuallererst immer der Sound und der eigene Geschmack entscheiden müssen, wo das Mikro steht.

Hinzu kommt das Genre in dem man sich bewegt. Für einen jazzigen, räumlicheren Sound ist es sinnvoll nur ein Overheadprojektor oder ein auf das Schlagzeug gerichtetes Raummikrofon zu nehmen um das ganze Instrument sauber einzufangen. Für den Rock- oder Popsong steht das Mikro eher im Schlagzeug, um es möglichst direkt aufzunehmen.

Probieren geht über studieren

Demzufolge ist es beim Aufstellen des einzelnen Mikros unerlässlich, einzelne Positionen auszuprobieren und miteinander zu vergleichen. Die von mir gefundene Stelle war quasi mitten im Rumset, etwas oberhalb der Bassdrum und Snare und „mit Blick“ über die Snare hinweg auf die HiHat.

Drumset mit einem Mikro aufnehmen
Das Mikro steht mitten „im“ Schlagzeug und blickt über die Snare auf die HiHat

Phantom-Mikrofone im Mix erstellen

Da ich für meinen Song einen recht direkten Schlagzeugsounds benötige, der präsente Bassdrum und Snare benötigt, war mir klar, dass ich den Gesamtsound des Schlagzeugs auch um ein paar Samples ergänzen muss. Dazu habe ich mich in Studio One der Methode mit dem integrierten Noise-Gate bedient, die ich auch hier schon mal beschrieben habe. Nur soviel: Das Noise Gate aus Studio One sendet mit jedem öffnen auch eine Midinote, und die nutze ich um zusätzlich zum eingetrommelten Beat Snare- und ein Bassdrum-Samples abzuspielen.

Ein Noise Gate für ein Halleluja

Dazu dupliziere ich mir die Drum-Aufnahme zwei mal (einmal Snare, einmal Kick) und lade erst einen EQ und anschließend das Presonus Gate in den Kanalzug! Das Gate (Kurzform für Noise Gate) hat eine besondere Funktion, die mir so von anderen DAWs nicht bekannt ist. Aktiviert man „Träger“, dann spielt das Gate immer dann eine MIDI-Note ab, wenn das Gate öffnet. Mit anderen Worten, wenn die Bassdrum oder die Snare spielt, wird eine individuelle Note erzeugt, die in einem Drum-Sampler wie zum Beispiel dem mitgelieferten Impact von Presonus einen Sound – Snare oder Kick – abspielt. 

Das ist vor allem dahingehend praktisch, als man kein separates /und teures) Träger-Programm wie zum Beispiel Träger von Slate Digital benötigt. Natürlich snd diese PlugIns deutlich flexibler und unkomplizierter einzusetzen. Dennoch sind sie wie gesagt nicht wzisngend nötig.

All in one – Alles auf einer Spur

Das Problem bei unserer Aufnahme ist nun nur noch, dass wir Bassdrum und Snare nicht separat auf eigenen Spuren liegen haben, sondern alle zusammen in einer. Man müsste also Snare und Bassdrum trennen, um mit einem Gate dann jeweils eine eigene Note für den Impact zu erzeugen. Da Snare und Bassdrum (oder auch Kick genannt) aber unterschiedliche Frequenzbereiche bekleiden, nutze ich in den Triggerspuren jeweils einen EQ und beschneide mit Low- und HiCut die Signale so, dass nur noch der Tiefbassbereich (für die Bassdrum) oder nur der Bereich um 200 hz (für die Snare) übrig bleibt. Das geht deswegen gut, weil wir ja nicht den Sound der Spuren, sondern nur ihr Triggersignal – also die MIDI-Note – brauchen. Daher kannst Du auch den Fader auf diesen Spuren auch herunterziehen und den Ausgang des Kanals damit stumm schalten.

EQ-Kurve für das Trigger-Gate - hier Beispiel Bassdrum
EQ-Kurve für das Trigger-Gate – hier Beispiel Bassdrum

 

Trigger für knackigere Drums

Einmal auf diesem Wege separiert musst Du nur noch zwei Instanzen vom Impact in eigenen Spuren erzeugen und dort jeweils den Kick- und Snare-Sound Deiner Wahl aussuchen. Die Kick spielt dabei im Gate in der Regel die Note C1, die Snare D1. Aber das kannst Du auch alles frei wählen. Achte nur darauf, dass die richtige Note für den richtigen Sound abgespielt wird. Und Du kannst im Impact auch mehrere Sounds mit der selben Triggernote bestücken, um zum Beispiel 3 verschiedene Snares zu einem Gesamtsound zu schichten (neudeutsch layern). Einfach die einzelnen Pads mit eigenen Sounds belegen und dann Einstelen, dass diese auf die Note D1 reagieren (oder C1 bei der Kick). 

Trick bei Latenz-Problemen

Da das Gate eine gewisse Reaktionszeit hat, werden die Samples höchstwahrscheinlich mit einer gewissen Verzögerung abgespielt, die dazu führt, dass die Original-Kick oder Snare etwas früher kommen und man einen so genannten Flom-Sound hört. Das klingt ein wenig so, als wenn man mit zwei Stöcken auf die Trommel haut, diese aber leicht zeitversetzt auf der Trommel ankommen. Um das auszugleichen, sollte man bei den Triggerspuren das Signal ein wenig vorziehen, also etwas früher abspielen.

Verzögerung bei Spuren in Studio One einstellen
Trigger-Spuren kann man zum Latenzausgleich verzögern

 

Den Latenzausgleich erreichst Du, indem Du die gewünschte Spur anwählst und im Inspector auf der linken Seite eine leicht negative Verzögerung einstellst. Den genauen Wert musst Du nach Gehör einstellen, aber in der Regel ist dieser zwischen 5 und 25 ms zu finden. Vertrau hier auf Dein Gehör, dann findest Du auch den richtigen Wert!

„Fertig ist fertig, wenn ich sag is fertig!“

So kann man mit Samples und Bordmitteln ganz einfach seine Drums aufwerten und selbst die Aufnahme mit nur einem Mikro auf ein professionelles Niveau heben. Immer vorausgesetzt der Drummer hat einigermaßen ordentlich gespielt natürlich! Und selbst das könnte man mit Quantisierung noch beheben, aber wie das geht erfährst Du nicht mehr hier, sondern kannst Du hier nachlesen!

 

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