Musik hören ist manchmal vergleichbar mit einem Essen, das man eigentlich in und auswendig kennt. Alles schmeckt gut und bekannt, aber manchmal ist irgendeine Kleinigkeit anders. Also „anders“ im Sinne von „besser“, man kann nur eben nicht sagen was es genau ist. Wahrscheinlich eine versteckte Zutat, die das Ganze erst so richtig spannend und anders macht. Und so ging es mir neulich beim Hören eines Superhits auch mit dem Bass-Sound. Er klang super, war eindeutig durch die Gitarre gedoppelt, aber auf jeden Fall auch anders und irgendwie interessant. Allerdings ohne dass ich beim ersten Hören hätte sagen können warum das so ist.
Gehört, getan …
Also ab ins Studio eine Bassdrum programmiert, Bass drauf gespielt, mit der Gitarre gedoppelt und mit PlugIns rumprobieren wie man den Sound hinbekommt. Aber nachdem ich eine Zeit lang hilflos im PlugIn-Dschungel rumgestochert habe, hab ich mir einfach das Original noch mal genauer angehört. Und dabei ist mir aufgefallen, das die Gitarre den Bass zwar doppelt, aber nicht nur das. Es war auch noch eine zweite Gitarre dabei und die hat tatsächlich die „versteckte“ Zutat geliefert.
Fünf gleich Sieben
Denn diese etwas leisere Gitarre, die rein rhythmisch den Bass auch doppelte, spielte alles eine Quinte höher. Eine reine Quinte ist die fünfte Stufe der Tonleiter und man findet sie immer 7 Halbtöne oberhalb des Grundtones. Gitarristen ist die Quinte auch neben dem Grundton als zweite Note bekannt, die man für einen so genannten Powerchord benötigt. Die Gitarre doppelt also jeden Basston genau sieben Halbtöne oberhalb des eigentlichen Tons und wird dem ganzen leicht hinzugemischt, und zwar genau an der Hörschwelle. Das hat zur Folge, dass der Bass-Sound zum einen hochinteressant klingt, man aber durch den Mix gerade an der Hörschwelle nicht sofort sagen kann, warum der Sound so cool ist.
Mix-Tipp für Faule
Das Tolle ist, dass dieser Trick auch wunderbar bei anderen (einstimmigen, also monophonen) Instrumenten wie Synthesizern, Gitarren, Bläsern und sogar bei den Vocals super funktioniert. Man singt oder spielt einfach die Hauptstimme einfach noch mal parallel 7 Halbtöne höher ein und mischt sie leicht dazu. Und falls man das tatsächliche, also „echte“ Doppeln nicht so hinbekommt (z.B. weil der Gesang sonst zu hoch wäre oder man auf dem Instrument nicht so exakt doppeln kann), kann man die Original-Spur auch einfach duplizieren und dann 7 Halbtöne hoch transponieren (alternativ 5 Halbtöne niedriger für den gleichen Effekt). Das geht in Studio One einfach, indem man das Event im Inspector 7 Halbtöne höher stimmt, in vielen anderen DAWs kann man dazu auch ein Pitch-PlugIn oder auch Melodyne nehmen und damit 7 Halbtöne draufschlagen.
Doppeln bis der Arzt kommt
Es gibt noch andere Wege, wie man mit doppeln den Sound cool und interessant gestalten kann. Oder fetter machen. oder größer. Oder … Ein paar Anregungen findest Du zum Beispiel in diesen älteren Artikeln: