Besseres Timing für Vocals oder Rap mit kleinem Mix-Hack

Von Jonas  |  Mix-Praxis 

Es ist schon erstaunlich: Man hat es sich selber oder einem geladenen Sänger oder Rapper so angenehm wie möglich gemacht: Das richtige Mikro steht für die Aufnahme-Session bereit, der Monitor-Mix ist perfekt, ein Glas Wasser griffbereit, der Sänger oder Rapper ist warmgesungen und hat seinen Text gelernt und es spricht nichts, aber auch gar nichts gegen eine gelungene Aufnahme.

Ich fühl mich so olympisch!

Die landet auch tatsächlich auf dem Band respektive auf der Festplatte, aber irgendetwas stimmt nicht so ganz. Emotional und von der Energie stimmt alles, aber das Timing ist nicht gut oder groovt nicht. Das kann daran liegen, dass ein Vokalist, der sich von der Musik und seiner Performance  zu sehr mitreißen lässt, zwar eine super-Aufnahme abliefert, die aber vom Timing immer etwas vor dem Beat liegt. Speziell Sängern oder Rappern, die dies nicht täglich machen, kann dies passieren, aber selbst gestandene Profis lassen sich ab zu so hinreißen, dass sie einfach permanent vor dem Beat singen. Sie singen also nicht schneller als das Playback – sonst würden sie der Musik ja weglaufen – nein, sie singen einfach immer einen Tacken vor dem Beat und das kann Eile, Stress und Un-Entspanntheit vermitteln.

Jetzt aber mal hopp hopp

Manchmal ist das gewollt, um die Energie des Songs und der Performance zu verstärken, allzuoft wirkt es aber eher unsauber und unentspannt. Jedenfalls nicht, wie der coole Sänger aus dem Radio – wie macht der das eigentlich?  Der ist vielleicht wirklich total entspannt. Wenn aber nicht funktioniert vielleicht schon eine kleine Anpassung.

Gewusst wie

Denn eins haben viele der oben genannten „Ich fühl mich so gut“-Aufnahmen gemein. Sie sind konstant vor dem Beat. Und das gibt uns im Mix bzw. in der dazugehören Bearbeitungs-Phase (Edit-Stage), die Möglichkeit, alle betroffenen Stellen der Aufnahme ein kleines bisschen nach hinten zu schieben. Wir verzögern also die gesamte Vocal-Spur (oder auch nur die betroffenen Events) um z.B. 20 oder 30 ms. Das reicht in der Regel schon aus, um die Gesangsspur oder den Rap deutlich zu entspannen und mehr ans Playback und den Groove anzulehnen.

Ich benutze zu diesem Zweck in Logic die Möglichkeit, jedes Event einzeln um ein paar Millisekunden zu verzögern. Mann kann aber auch gleich die ganze Spur nehmen und sie wenn nötig verzögern. In Studio One geht das im Inspector, bei anderen DAWs ohne diese Möglichkeit lädt man einfach in die PlugIn-Kette als erstes PlugIn ein Mono-Delay mit nur einer Wiederholung, 100% wet (also ohne Eingangssignal) eingestellt und dann entsprechend 20 oder 30 ms Verzögerung – je nachdem, was der Song und die Performance benötigt.

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