Also mich persönlich haben neben der Qualität der Songs vor allem immer auch die Vocals von ABBA oder auch Queen fasziniert. Und das gar nicht mal wegen der außergewöhnlich talentierten Front-SängerInnen. Vor allem die ausgewachsenen Background-Arrangements und dieser wirklich unwiderstehliche Sound der Backgroundvocals. Natürlich hat mich dann bei meiner eigenen Musik auch immer die Frage getrieben, wie man diesen massiven Sound hinbekommt.
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Vor einem guten Mix steht eine gute Aufnahme
Natürlich müssen diese Background-Harmonien (oder von mir auch Chöre genannt) sauber arrangiert und sehr diszipliniert eingesungen werden. Hier ist wirklich Präzision angesagt, denn da hier ja nicht nur ein oder zwei Spuren aufgenommen werden, potenziert sich der Aufwand in der Nachbearbeitung mit jedem Fehler oder jedem ungenau gesungenen Part. Folgende Punkte kann man neben einer sauberen Intonation beim Einsingen beachten:
- Es gilt mit möglichst genauem und immer gleichem Timing zu singen. Wenn es nicht möglich ist ein grooviges Pattern immer gleich einzusingen, kann man es etwas gerader machen und mehr auf dem Beat sagen. Dadurch wird es einfacher, bestimmte Silben zu platzieren und jedes Mal gleich zu betonen.
- Sollte der Text am Ende einer Zeile oder eines Wortes einen Stopplaut wie „P“, „T“ oder „K“ haben, versuch die Worte ohne diese Stopplaute zu singen oder diese möglichst weich zu singen. Denn nichts ist blöder, als 20 Chorsänger, die alle zu einem anderen Zeitpunkt ihre Stopplaute singen.
- Versuch bei allen Stimmen immer den gleichen Mikro-Abstand zu halten und nicht wie bei bekannten Sängern oft gezeigt, die Dynamik beim Singen über den Mikro-Abstand zu variieren. Ein gleichmäßiger Abstand bei jedem gesungenen Wort ermöglicht auch gleichmäßigere Ergebnisse im Mix. Dynamik-Variation über Mikro-Abstand ist dagegen eine der 7 Todsünden – egal ob Background oder Lead-Gesang!
Spuren Nachbearbeiten als Vorbereitung für den Mix
Sind alle Spuren eingesungen, gilt es diese in der DAW noch zu säubern und zu setzen. Mit Säubern meine ich vor allem, Gesangspausen oder Einatmer wegzuschneiden. Denn wenn man viele Background-Vocals aufnimmt, kommen natürlich auch viele Atmer und viel Mikrofon-Einstreuung vom Kopfhörer zusammen. Um den Mix hier sauber zu halten, empfiehlt es sich hier alle, was nicht nach Background-CHor klingt, einfach wegzuschneiden. Dabei (und beim Setzen) kannst Du dann auch beeinflussen, dass alle Spuren möglichst zum selben Zeitpunkt anfangen zu singen. Schneide zu diesem Zweck am besten alle Spuren gleichzeitig und setz den Startpunkt ei allen gleich. Kleiner Fade-In vorne dran und schon sollten alle Stimmen gleich starten.
Das gilt auch für die Endpunkte der Vocals, gerade wenn länge Uuuuhs oder Aaahhs gesungen werden. Bearbeite alle Spuren gleichzeitig und setz für alle den gleichen Endpunkt und den gleichen Dame-Out und schon klingt es auch am Ende der Zeile sauber. Sollte bei einer Stimme das Timing komplett daneben liegen, verschieb sie bis sie passt oder nimm sie im schlimmsten Fall noch mal neu auf.
Background im Mix-Fokus
Nun gilt es, die unterschiedlichen Spuren in der Lautstärke so aneinander anzupassen, dass keine Stimme unangenehm hervorsticht. Dazu wähle ich nie Stimmlage als fester Ausgangspunkt und passe nun die Pegel aller anderen Stimmen so an diesen Fixpunkt an, dass keine Stimme unangenehm hervorsticht. Das dauert so lange, bis der Chor einheitlich und homogen klingt, ohne dass ein Stimme hier die Führung übernimmt (es sei denn, das wäre so gewollt – Ausnahmen bestätigen die Regel).
Da ich meine Chöre gerne groß und breit mische, nehme ich jede Stimme mindestens zweimal auf und schiebe jede Aufnahme dann im Panorama nach links und rechts außen. So klingt der Chor groß und breit und ich habe gleichzeitig n der Mitte Platz für die Hauptstimme.
Wir treffen uns alle am BUS
Um nun nicht jede Stimme noch einzeln mit EQ und Kompressor zu bearbeiten, nutze ich für Background-Vocals gerne den Top-Down-Mixing-Ansatz. Das bedeutet, ich fasse zunächst einmal alle wichtigen Spuren in einem BUS zusammen und sorge hier mit EQ und Kompressor für einen guten Klang. Sticht dann unter Umständen noch eine Stimme dynamisch oder frequenztechnisch unangenehm hervor, gehe ich zurück zu den Einzelsignalen. Dieser Ansatz hilft, die Bearbeitungszeit runterzudampfen, trotzdem aber ein einheitliches Soundbild zu generieren. Außerdem spart er Prozessorpower, dancing jede Spur einzeln berechnet werden muss, sondern erst mal nur die Summe aller Spuren.
Die (gar nicht so) geheime Zutat für große Chöre á la ABBA oder Queen
Um nun dafür zu sorgen, dass die Chöre ähnlich fett und gleichzeitig „sahnig“ klingen wie bei Hochglanz-Produktionen von ABBA, Queen oder auch anderen holen Bands, gibt es vor allem einen Trick. Dieser ist allerdings mit viel Fleiß, Ehrgeiz und vor allem Zeit verbunden. Denn der Schlüssel dieser Bands zu ihrem Background-Signature-Sound war neben den tollen Arrangements vor allem eine unfassbar hohe Anzahl an aufgenommenen Spuren. Da wurde gerne auch mal eine 48-Spur Bandmaschine mit nur einem Chor vollgeballert. Und für jede Aufnahme standen nicht ein, sondern zwei oder sogar mehrere Sänge (Bei Queen drei) vorm Mikro. Mit anderen Worten, es macht halt einen Unterschied, ob die Chöre von 10, 50 oder 100 Stimmen gesungen werden.
Fazit
Willst Du also diesen unfassbar großen und gleichzeitig sahnigen Sound haben, musst Du, Dein Sänger / Deine Sängerin oder die ganze Band viel Zeit, Disziplin und Festplattenplatz investieren. Aber dann steht einem großartigen Background-Gesang fast nichts mehr im Wege!