7 Dinge, mit denen ich immer meinen Mix abschließe

Von Jonas  |  Mix-Praxis 

Heute dreht es sich um ein überall bekanntes Problem: Der eigene Song ist geschrieben, aufgenommen, produziert und der Mix ist soweit abgeschlossen. Nun sollte man den Mix abschließen, aber bei jedem Hören im Auto fällt wieder etwas auf. Dann macht man das neu und nimmt den Song wieder mit ins Auto und schon fällt wieder etwas auf, und so weiter. Mit anderen Worten der Mix und damit der Song findet nie ein Ende.

Damit mir das nicht passiert, mache ich am Ende eines Mixes die folgenden Dinge. Diese finden zwar bis auf Punkt 7 nicht immer in der genannten Reihenfolge statt, sind aber alle im meinem Abschluss-Prozedere enthalten:

1. Mitschreiben

Ich setze mich mit einem Notizblock ins Auto und höre den Song dort ein paar mal hintereinander ab. Ich höre konzentriert von vorne bis hiinten durch und achte darauf, dass ich dabei alles sofort notiere sobald es mir auffällt. Anschließend geht´s mit den Notizen an die dAW, an der ich die aufgeschriebenen Punkte Stück für Stück abarbeite. Das mache ich zwei, maximal drei mal und sollte anschließend die letzten Knackpunkte gefunden haben.

Warum im Auto? Weil ich dann nur hören und nicht sofort regeln kann. Ich muss mich also auf´s hören konzentrieren und schreibe direkt alles auf, damit ich nichts vergesse. Ich schreibe übrigens nicht nur Mix-Sachen, sondern auch Produktionssachen auf, die mir spontan in den Kopf kommen. Also vielleicht noch ein kleines Delay am Ende einer Gesangspassage, Ausdünnung des Mixes für mehr Dynamik insgesamt oder auch ein zusätzlicher Schellenkranz für mehr Drive im Refrain.

2. Unterschiedlich abhören

Verschieden abhören. Zum Beispiel ganz leise, oder aus dem Raum rausgehen und im Flur bei halb geöffneter Tür abhören. Dabei sollte man drauf achten, ob etwas Unangenehmes im Vordergrund steht, was da nicht hingehört. Beim Leise-Abhören bleiben oft nur Teile vom Beat und die Hauptvocals übrig. Ist also etwas anderes Störendes zu hören, sollte man dies im Mix absenken. Stört es nicht beim Leise-Abhören, dann ist es auch in normalen Lautstärken nicht zu laut. Und wenn andersherum etwas wichtiges fehlt, sollte man überprüfen, ob es entweder zu leise ist, oder aber von einem anderen Signal maskiert wird bzw. in mono durch phasenprobleme mit einem anderen Signal verschwindet. Achte aber unbedingt darauf, dass Du so den Bassbereich nur bedingt kontrollieren kannst, da dieser durch die  Raumakustik an verschiedenen Orten lauter wirken kann, als er in Wirklichkeit ist. Dieser Punkt gilt also nur für alles oberhalb 120 – 150 hz!

3. Bandsättigung und Buskompressor

Ich weiß, man soll eigentlich nach dem Mix keine PlugIns mehr auf den Mix-Bus legen, aber ich liebe es im Anschluss an den Mix neben EQ und Limiter noch zwei weitere PlugIns auf den Bus zu werfen, die den Mix (fast) immer noch ein Stückchen besser und homogener klingen lassen: Ein Buskompressor und eine Band-Emulation. In meinem Fall der Shadow-Hills-Kompressor oder SSL-Buskompressor und das ATR-102 / Kramer Mastertape. Dabei passiert irgendetwas, was dem Mix hilft. Obertöne, eine etwas andere EQ-Kurve – egal, Hauptsache es gefällt mir.

4. MatchEQ und Referenzsong

Falls ich nicht mit Referenz gemischt habe, nutze ich neuerdings noch mal den Match-EQ, um meinen Mix damit auf Frequenzebene mit einem professionellen Song zu vergleichen. Hier werden definitiv die letzten Schwächen im Mix aufgedeckt, wie bei mir zum Beispiel häufiger ein eher unterrepräsentierter Mittenbereich zwischen 1 und 3 khz und zu helle Höhen. Diese kann ich nun noch mal im Mix bearbeiten, oder die EQ-Kurve vom Match-EQ als letztes Korrektiv leicht auf den eigenen Mix anwenden. Wie das geht liest und siehst Du hier.

5. Mix optisch kontrollieren

Ich schaue mir nun noch mal im Mixer alle Kanäle an, ob sie auch wirklich aktiviert und nicht stumm geschaltet sind, ob bei allen relevanten Kanälen die Automation aktiviert ist, ob sie im Panorama da stehen, wo sie hingehören, etc. Ganz einfach aus dem einfachen Grund, dass man beim Mix hin und wieder etwas (auch aus Versehen) verstellt und vergisst, es zurückzustellen. Im großen Mix mag sich die ein oder andere kleinere Mix-Entscheidung versenden, aber man hat sich ja Gedanken gemacht, also soll die Gitarre R auch bitte von Rechts kommen und nicht aus der Mitte , von links oder vielleicht sogar gar nicht.

6. Limiter für die finale Lautheit

Ich bringe die Lautstärke auf -14 LUFS, stelle also meinen Limiter so ein, dass er gemessen über den gesamten Songverlauf diese Marke nicht übersteigt. Falls Du nicht genau weißt, was genau damit gemeint ist, erfährst Du hier alles weitere dazu.

7. Veröffentlichen

Anschließend veröffentliche ich den Song und nehme das als Anlass meinen Mix an diesem Zeitpunkt als abgeschlossen zu betrachten. Dies hat den Grund, dass man als Mischer und vor allem als Musiker, der den Song geschrieben hat, ja nie wirklich zufrieden mit dem Mix ist. Man hört also je nach Abhöre, Tagesform oder auch Uhrzeit immer irgendeine Kleinigkeit, die man noch ändert, ergänzt oder anpasst. Und wieder eine Kleinigkeit und so weiter. Auch Jahre später noch, vor allem weil man sich als Mischer ja auch ständig weiterentwickelt.

Die Veröffentlichung hilft mir rein gedanklich den Song in seinem StatusQuo einzufrieren und den nächsten Song anzufangen. Und wenn ich dann nach einiger Zeit mit frischen Ohren noch mal reinhöre, bin ich meistens zufrieden und mir fällt selten etwas Gravierendes auf. Das liegt auch daran, dass ich dann eher den Song als Ganzes höre, und nicht mehr jede Kleinigkeit, da ich nicht mehr voll im Thema bin!

Das sind meine sieben Dinge, die ich nahezu immer genau so mache. Was machst Du, um einen Mix abzuschließen oder um Dich zum Abschluss zu zwingen?

>
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner