Wenn man das Wort „Tiefenstaffelung“ benutzt, dann scheint es von einer Art mystischem Nebel umgeben zu sein. Denn alle haben es schon mal gehört, aber so richtig weiß keiner etwas damit anzufangen. Aber zumindest weiß man, wie gut und transparent es klingen kann, wenn es auch gut gemacht ist. Aber wie genau macht man das denn und was muss man dabei einstellen bzw. beachten?
Einfacher als es den Anschein hat
Am Ende des Tages muss man eigentlich nur in der Natur beobachten, was passiert, wenn eine Geräuschquelle etwas weiter entfernt ist, denn dann kann man schnell selber auf die Grundsätze für die Umsetzung im eigenen Mix kommen:
1. Lautstärke
Ein Sänger, der direkt vor einem steht, ist in der Regel lauter als einer, der etwas weiter entfernt steht (vorausgesetzt  er singt in beiden Fällen mit der selben Lautstärke). Das bedeutet, das einfachste Mittel um ein Signal etwas weiter nach hinten zu „schieben“, ist seine Lautstärke im Mix zu reduzieren.
2. Bässe und Höhen
Ein weiter entferntes Signal klingt weniger bass- und höhenlastig, da die Luft speziell in diesem Bereich dämpfend wirkt. Man kann also mit einem leichten High- und Low-Shelve dem Signal im Mix die Höhen und Bässe beschneiden und dadurch den Eindruck einer größeren Entfernung vom Zuhörer erwecken. Wenn etwas näher wirken soll, kann man auch mit einem EQ noch den Bereich von 200 hz ein wenig anheben, um noch mehr Nähe zu generieren.
3. Verzögerung
Wenn ein Sänger weiter entfernt steht, benötigt der Schall natürlich längere Zeit bis zum Zuhörer, als wenn der Sänger direkt vor ihm steht. Mit einer künstlichen Verzögerung von zum Beispiel 15 ms würde der Sänger ca. 5 m vom Zuhörer entfernt stehen. Diesen Parameter kann man allerdings noch am ehesten vernachlässigen, da man im Zweifel das Timing des Songs damit durcheinanderbringt und zum anderen dieser Faktor nicht ganz so stark bei der Gestaltung der Tiefenstaffelung wahrgenommen wird.
4. Stereo-Breite
Wenn ein großer Chor direkt vor dem Zuhörer steht, dann erzeugt er einen sehr breiten Stereo-Eindruck, steht er allerdings etwas weiter entfernt, sinkt die Stereo-Breite deutlich und ab einem gewissen Punkt würde dieser große Chor sogar nur noch Mono wahrgenommen. Das giltl auch bei einem Schlagzeug, das entweder direkt vor dem Zuhörer oder relativ weit entfernt von ihm steht. Reduziert man also die Stereo-Breite als zusätzliche Maßnahme zu den vorgenannten Punkten, so untermauert man damit den Entfernungs-Charakter.
5. Raum bzw. Hall
Das Verhältnis von Direktschall zu Raumreflexionen oder sogar Hall ist bei einem nahe stehenden Sänger ist stark zum Direktschall verschoben. Der Hall findet eher im Hintergrund und leise statt. Außerdem kommt er im Verhältnis zum Direktschall leicht verzögert beim Zuhörer an, hat also ein höheres Pre-Delay. Steht der selbe Sänger jedoch weiter entfernt im Raum, so kommen Direktschall und Reflexionen nahezu zeitgleich beim Zuhörer an (geringeres bis kein Pre-Delay) und das Verhältnis Direktschall zu Reflexionen verschiebt sich deutlich in Richtung Reflexionen. Zu diesem Zweck stellt man den Dry/Wet-Regler (trocken/nass) im Hall-PlugIn also stärker in Richtung „Wet“!
Es braucht so wenig
Für den schnellen räumlichen Eindruck reichen zumeist die Punkte 1,2 und 5, für ein präziseres Ergebnis im Mix machen alle 5 Punkte aber auf jeden Fall Sinn und es lohnt sich, damit herum zu experimentieren, denn das Ergebnis kann sich dann auf jeden Fall hören lassen!
https://youtu.be/ddWd2ilSoiw