1 Mikro, 1 Song – Gitarren aufnehmen und mischen | Folge #04

Von Jonas  |  1 Mikro, 1 Song 

Der Song wächst und wächst und es wird Zeit mal einen Blick auf die Gitarren zu werfen. Immerhin bringen Sie in diesem Song den Hauptanteil an Instrumenten bei und sorgen dafür, dass der Charakter (rockig) und die Dichte (fett) im Song immer passend erreicht wird.

Viel hilft viel

Auch wenn ich „nur“ insgesamt 4 elektrische und 2 akustische Gitarren-Spuren aufgenommen habe, sorgen diese schon für ein recht komplettes Sound-Bild, denn Gitarren decken ja immer schon ein recht breites Frequenzspektrum ab. Dementsprechend muss man natürlich bei jedem einzelnen EQ darauf achten auch Platz für den Gesang zu lassen, da sich beide sonst gegenseitig maskieren und zu einem einzigen Soundbrei führen. Wenn man das aber weiß, ist es fast gar nicht sooo schwierig fette Gitarren und (!) fetten Gesang in Einklang zu bringen.

Von Anfang an

Eine Akustik-Gitarre eröffnet den Reigen und wurde der Schönheit wegen mit dem Mikro aus dem Studio-Set aufgenommen. Das Großmembran-Mic schaffte dabei ein erstaunlich komplettes Bild der Gitarre, das nur noch mit ein wenig EQ geformt und mit ein wenig Hall räumlicher gemacht wurde. Wie man die perfekte Position für das Mikro herausfindet  kannst Du übrigens hier nachlesen!

Schöööön breit das Ganze

Die E-Gitarren sollen schön breit und trotzdem nicht zu aufdringlich sein. Also habe ich erst mal zwei verschiedene crunchige Sounds im Ampire-Plugin eingestellt (hart Links und Rechts gepannt) und beim Einspielen nicht nur auf die zur Songposition passende Dynamik geachtet, sondern auch von Anfang an in unterschiedlichen Lagen gespielt. Ersteres erleichtert die Dynamik-Verteilung im Mix erheblich, letzteres trennt beide Signale schon so voneinander, dass man diese mit einem EQ im Mix gar nicht mehr großartig erzwingen muss. So helfen Dynamik und geschickte Arrangemententscheidungen schon vor dem Mix für eine klare und dynamisch-ansprechende Mix-Basis.

Apropos Arrangement

Mit der „Adlibs“ genannten Spur ergänze ich nun das Arrangement mit ein paar Fills, die auch in den Gesangspausen immer ein wenig Abwechslung für´s Ohr bieten und den Song durchgängig interessant gestalten. Hier kommt wie beim späteren Solo schon ein „nasserer“ Sound mit Delay zum Einsatz, der dadurch schöne, längere Noten vermittelt, aber noch zurückhaltend mit einer nicht so spitzen PickUp-Position eingespielt wird (an der Strat die Mitte oder sogar Hals-Position). Und der selbe Sound hilft dann dem Solo (Steg-Position) und befeuert durch ein zusätzliches 4-tel-Delay zu ordentlich Schwung und Charakter bevor es in den letzten Refrain geht.

Ab in the Mix

Alle E-Gitarren habe ich mit einem EQ leicht korrigiert, um die Bässe und ein paar Mitten erleichtert und anschließend die Gitarren links und rechts außen mit einem auf der gegenüberliegenden Seite liegenden Hall versehen. So kann man trotz LCR-Panning Signale am äußeren Rand ein wenig besser im Stereo-Mix positionieren, ohne das sie statisch oder steril nur auf ihrer Seite kleben.

Fehlt noch was?

Ursprünglich wollte ich die Akustikgitarre, die ich mit dem Mikro aufgenommen habe, auch im ganzen Song durchlaufen lassen. Weil mir diese aber zu fett und „schön“ war, habe ich stattdessen die Pilot-DI-Akustikgitarre, die  ursprünglich nur zur Orientierung gedacht war, zweckentfremdet, mit dem EQ ausgedünnt und auf der linken Seite subtil hinzugemischt. So bekam ich noch ein wenig mehr Bewegung im Song. Natürlich bekam diese Gitarre auf der gegenüberliegenden Seite auch noch ein wenig dazu, dieses mal aber nicht per Hall, sondern mit einem 20ms-Delay (Haas-Delay). Das macht auch breiter, ist aber nicht so aufdringlich wie ein längerer Hall-Effekt.

Last, but not least

Alle Gitarren habe ich auf einen eigenen Gitarren-Bus geroutet, bevor es auf den „Mukke komplett“-Bus mit allen anderen Instrumenten ging. Auf dem Gitarren-Bus kam noch ein Aufräum-EQ zum Einsatz, sonst aber nichts mehr – fertig!

https://www.youtube.com/watch?v=mnCD-iWJEVg

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