Es klingt nahezu vermessen: Das Schlagzeug, ein Instrument, das aus mehr Einzelteilen zu bestehen scheint als das 1:200-Modell der Gorch Fock, soll mit nur einem Mikro abgenommen werden und (!) auch noch klingen. Und zwar gut!
Also normalerweise …
In der Regel nimmt man ein Schlagzeug ja im Close-Mic-Verfahren auf, also mit einem Mikro an jeder einzelnen Trommel, 2 Overheads und an manchen Trommeln sogar 2 oder mehr Mikros. Plus Raummikrofon nicht zu vergessen. Sind also alle Studio-Freaks nur dem Mikro-Overkill verfallen und nutzen die Mikros nur, weil sie es können? Natürlich nicht, denn man hat mit so vielen Einzelsignalen schon eine Menge Kontrolle über das amtlich Endergebnis, aber – und das gilt gerade für Recording-Novizen – eben auch eine Menge Fehlerquellen und Stolperfallen, Stichwort Phasenlage! Wie immer hat also alles seine Vor- und Nachteile!
Ran ans Gehackte
Da sich die Multi-Mikro-Frage aber in dieser Challenge eh nicht stellt, müssen wir bei unserem Schlagwerk strategisch vorgehen. Mit der Erinnerung im Kopf, dass „die Wurst“, die wir neulich in einem anderen Tutorial behandelt haben, gut klingt, stelle ich also das Großmembran-Mikro in die Mitte des Schlagzeugs oberhalb der Bassdrum und in möglichst gleichem Abstand zu Snare-Mitte, Bassdrum-Mitte, Toms und Becken, damit alle Einzelinstrumente ungefähr gleich gut zu Geltung kommen. Dann ran an DAW und Drumset und los geht´s mit der Aufnahme.
Fix in the Mix
Am Rechner geht das strategische Verhalten weiter. Am wichtigsten für ein durchsetzungsfähiges Drumset sind eine pfundige Bassdrum mit schönem Anschlag (für kleine Speaker-Systeme) und eine durchsetzungsfähige Snare. Wie bekommen wir diese beiden also separiert, obwohl wir nur ein Audiosignal haben?
Für den „Wumms“ verdoppeln wir zunächst die Aufnahme und erstellen einen „Drum Hi“ und einen „Drum Lo“-Kanal, in denen wir jeweils mit einem EQ nur das Signal oberhalb von 140 hz, bzw. unterhalb durchlassen. So können wir den tieffrequenten Signalanteil separat bearbeiten und formen. Beide Signale führen wir nach passender Bearbeitung dann auf einem Bus namens „Drums komplett“ wieder zusammen. Nun noch die Snare!
Hier habe ich mir mal richtig Mühe gemacht und jeden einzelnen Snareschlag sauber rausgeschnitten und mit einem kleinen FadeIn und FadeOut versehen. Knapp 15 Minuten später hatte ich meine separate Snare und das hat sich hier mal richtig gelohnt. Denn nun konnte ich bearbeitungstechnisch noch mal in die Vollen gehen und die Snare fett und knallig machen, um sie dann dezent dem Original-Signal wieder beizumischen.
Bus-Stop Baby
Das Ganze zu diesem Zweck auch noch auf den „Drum komplett“-Bus geschickt und hier wurde das Gesamte-Signal nun noch mit einem Kompressor zusammengefügt und mit einem kleinen EQ um weitere Resonanzen bereinigt. Damit stand der Grundsound des Drumsets und wie das klingt hörst du bei Youtube, kannst es Dir aber auch selber in der Session zuhause anhören. Dazu musst Du nur oben oder hier auf den Shop klicken und Dir die gesamte Session gegen einen Unkostenbetrag von 10 Euro runterladen. Oder du tobst Dich mit den rohen, unbearbeiteten Spuren für nur 5 Euro aus! Auf jeden Fall viel Spaß  dabei und natürlich auch bei Youtube!
https://www.youtube.com/watch?v=ROQmjbZvrxc